MCS-gerechtes Bauen heißt Bauen für Menschen

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Die MCS (Multiple Chemical Sensitivity), also die körperliche Reaktion auf – am Ende fast alle – natürlichen und künstlichen Chemikalien ist ein Krankheitsbild, das klinisch schwer zu greifen, schwer zu behandeln und von der Gesellschaft nicht akzeptiert ist.

Für die Betroffenen bedeutet es eine Ausgrenzung aus dem „normalen“ Leben, bis hin zur Vereinsamung und den Verlust jeglicher Lebensqualität. Ein jährlicher Umzug, weil sich das Wohnumfeld geändert hat, ist vielfach zu beobachten.

Psychische Aspekte sind nicht die Ursache der Krankheit, bilden aber eine Komponente, die nicht außer Acht gelassen werden darf. Gefragt ist eine menschliche, medizinisch kompetente und jederzeit verlässliche Begleitung dieser Menschen, um Expositionen zu vermeiden, zu vermindern oder zumindest ein häusliches Umfeld zu schaffen, das „funktioniert“.

Vom Beginn der Einwirkung schädlicher Chemikalien, bis zur Ausbildung erster, erkennbarer Symptome, können Jahre vergehen. In dieser Zeit entwickelt sich ein sich selbst verstärken- der, biochemischer Mechanismus in den Zellen des zentralen Nervensystems (ZNS). Das Immun- und das Hormonsystem sind ebenfalls betroffen. Alles zusammen führt zu einem generalisierten und systemischen Krankheitsbild. Entzündungsmechanismen mit Auswirkung auf das zentrale Nervensystem sind die Folge.

Diese sich über Jahre entwickelnde Krankheit ist nicht kurzfristig zu heilen oder mit Erfolg medizinisch zu therapieren. Alle vollmundigen Versprechen, seien es Medikamente oder auch Heilverfahren, müssen hier scheitern. Gefragt ist zunächst eine fundierte Diagnose, auf deren Grundlage dann weitere Schritte eingeleitet werden können. Die sofortige Beendigung der Exposition ist anzustreben. Ein geeignetes Wohnumfeld ist die Voraussetzung einer auf Dauer erfolgversprechenden Vorgehensweise.

Hierbei sind die Auswahl der Baustoffe und der Inneneinrichtung nur zwei Komponenten. Alle Materialien (auch Kleber, Spachtelmassen, Silikone, etc.) müssen auf der Basis der Diagnose und der Volldeklarationen, die jeweils mühsam zu erfragen sind, dann noch einzeln durch den Patienten ausgetestet werden. Da MCS-Patienten meist auch elektrosensibel sind, ist eine Abschirmung gegen hoch- und niederfrequente elektromagnetische Felder notwendig. Darüber hinaus sind Wasserleitungen und Elektroinstallation von besonderer Bedeutung. Weitere Punkte sind die Auswahl geeigneter Kleidung, die Auswahl geeigneter Mittel zur Körperpflege etc. Dies alles funktioniert dann in den „eigenen vier Wänden“, ist aber keine Garantie dafür, dass sich Umweltbedingungen nicht ändern.

Wenn auch nur der Nachbar mit der falschen Farbe seine Fassade oder seinen Gartenzaun behandelt, „bricht das Kartenhaus in sich zusammen“. Dann ist es unter Umständen wichtig, sein Zuhause mitnehmen zu können, um an einem anderen Ort zumindest seine funktionierenden „vier Wände“ vorzufinden und nicht komplett von vorne beginnen zu müssen.

Eine gesonderte Betrachtung verdient eine eventuell begleitende Medikation, da hier die Zusammensetzung der Füllstoffe und der Kapselwände, sowie der Stabilisierungssubstanzen bei gespritzten Wirkstoffen zu hinterfragen ist.

CMI

Menschen haben unterschiedliche Belastungen und unterschiedliche Bedürfnisse. Dies manifestiert sich besonders bei Erkrankungen, die (lt. Augsburger Appell / Würzburg) zu den chronischen Multisystemerkrankungen (CMI) gehören, wie u. a.:

  • Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS)
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS)
  • Fibromyalgiesyndrom (FMS)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • metabolisches Syndrom
  • neurodegenerative Erkrankungen
  • Autoimmunopathien
  • Krebs

Auslösung von MCS

Epidemiologische Studien und Fallbeschreibungen weisen auf Folgendes hin: Der Mechanismus von MCS wird entweder nach kurzzeitigen Einwirkungen hoher Konzentrationen oder durch langandauernde Belastungen niedriger Konzentrationen von Schadstoffen ausgelöst. Beispiele:

  • Die Kombinationsbelastungen von Soldaten der US-Armee während der Golfkriege durch Abgase der Ölbrände, Pestizide, Medikamente und Spuren von Chemiewaffen.
  • Tausende von chronischen Krankheitsfällen nach den Chemikalienbelastungen der Helfer, die nach dem Einsturz der Hochhäuser des World Trade Centers in New York 2001 zum Einsatz kamen.
  • Tausende von Fällen mit MCS, die in den Selbsthilfegruppen Hilfe suchen und in deren Lebenslauf regelmäßig Chemikalienbelastungen durch Lösungsmittel, Pestizide, Schwermetalle (Zahn-Amalgam), Verbrennungsabgase, Autoabgase, Flammschutzmittel, Weichmacher, Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel und nicht zuletzt Medikamente aller Art nachweisbar sind.

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Titelbild: Christian Fischer

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