Kostengünstig (baubiologisch) Bauen und Sanieren

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Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum ist in aller Munde. Doch was sind die Gründe für die immer teurer gewordenen Immobilien und welche Maßnahmen sind sinnvoll, um Bau- und Wohnkosten zu senken? Eine Studie des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) kommt zu Ergebnissen, die seit Jahrzehnten auch vom IBN umgesetzt und gelehrt werden.

Im Gegensatz zu früher müssen heute auch bei kostengünstigem Bauen und Wohnen umfangreiche ökologische und soziale Anforderungen erfüllt werden. Zudem stellen uns aktuelle sozio-demografische Entwicklungen vor neue Herausforderungen. Unter diesen Voraussetzungen sind signifikante Baukostenreduzierungen von Wohngebäuden nicht zu erwarten. Ziel ist es deshalb, Kosten(steigerungen) bestmöglich eindämmen.

Wesentliche Thesen der Studie

  • einfacher bauen und sanieren / auf das Wesentliche reduzieren
  • professionelle Planungs-, Ausführungs- und Bauleitungsprozesse
  • Vereinheitlichungen, z.B. standardisiertes, serielles und modulares bauen und sanieren
  • Entbürokratisierung
  • Standards herabsetzen: Schallschutz, Barrierefreiheit, Mindeststandards…
  • einschlägige Forschungsergebnisse in der Praxis anwenden.

Handlungsfelder

Aus den Thesen der BBSR-Studie ergeben sich u.a. folgende Handlungsfelder:

  • “Baurecht, Regelwerk und Rahmensetzung” – Kosten und Zeiteinsparung durch Reduzierung
  • “Technisierung/Komplexitätsreduktion” – Robuste Lowtech Lösungen
  • “Standardisierung” – Einfache Grundrisse, serielles und modulares Bauen
  • “Wissenstransfer” – Aus-/Weiterbildung, Kompetenzaufbau bei Fachkräften
  • “Prozessoptimierung” – Bei Planungsprozessen, Genehmigungen, Digitalisierung
  • “Produktoptimierung” – Ressourcenschonende Materialien, intelligente Anlagentechnik, Monitoring.

IBN-Tipps für kostengünstiges Bauen

  • Richtige Grundstückswahl (Hanglagen, schlechten Untergrund, Altlasten vermeiden)
  • Wohnflächenbedarf optimieren sowie zukünftige Veränderungen berücksichtigen (Teilbarkeit, an Auszug von Kindern/Mitbewohner*innen denken, gemeinschaftliches Bauen und Wohnen, barrierefrei bei Krankheit und Alter etc.)
  • Einfache Bauformen und Grundrisse (z.B. auf Dachgauben und -fenster verzichten)
  • Einfache Details und Abdichtungen (z.B. Sattel- oder Pultdach statt Flachdach, keine Erker oder Gauben)
  • Optimierung der Fensterzahl und -größen, alternativ z.T. Festverglasung
  • Kein Keller, alternativ z.B. Gartenhaus oder Abstellraum
  • Keine (Tief-)Garage, alternativ z.B. Carport (evtl. mit Photovoltaikdach), offene Stellplätze
  • Wiederverwendung von Baumaterialien / Baustoffrecycling
  • Einfach herstellbare und zu verarbeitende Baumaterialien am besten aus der Region (z.B. Lehm, Vollholz, einfache Holzdielen für Fußböden, Strohballen, Schütthanf, Zellulose, Stroheinblasdämmung)
  • Manuell lüften statt Lüftungsanlage (ggf. Luftqualität mit CO2-Messgerät kontrollieren) 
  • Technische Gebäudeausrüstung reduzieren und einfach halten
  • Eigenleistung, Nachbarschaftshilfe
  • Preisvergleiche und Alternativangebote einholen
  • Schrittweise Fertigstellung auch noch nach dem Einzug

Fazit

Beschränkung auf das Wesentliche und Spielräume für Flexibilität sind gefordert. Zum einen in Bezug auf einen angemessenen Technikeinsatz und Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion. Zum anderen aber auch bezogen auf gesetzliche Vorgaben, Normen und Richtlinien, die häufig als Hemmnis für das zügige und kostengünstige (um)bauen und sanieren von Wohnraum wirken.

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Titelbild: AdobeStock, sommart
Quelle: „Studie zu Maßnahmen für kostengünstig-nachhaltigen Wohnraum“ (Erscheinungsjahr 2023) des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – zusammengefasst von Josef Frey, IBN

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