Interview mit Michael Mark

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Michael Mark wirkt in Österreich und Süddeutschland und hat einen großen Erfahrungsschatz beim Bauen von Holzhäusern – vom kleinen Häuschen über Mehrfamilienhäuser bis zum Seminarzentrum, von der Sanierung bis zum Neubau.

Baubiologie Michael Mark

Michael Mark

Eisenkappler Str. 25a
AT-9141, Eberndorf

Wann und warum wurdest du Baubiologe IBN?

Die Ausbildung zum Baubiologen IBN habe ich 2005 abgeschlossen. Sie war die logische Konsequenz aus meiner damals bereits rund 15-jährigen Arbeit im Bereich Holzhausbau mit Schwerpunkt Verkauf und Planung. Durch meine grundsätzliche ökologische Einstellung und die Liebe zur Natur kam ich automatisch mit der Baubiologie in Berührung. Kenntnisse über entsprechende Baustoffe und Bauarten sowie der Planung von Einfamilienhäusern erwarb ich auf autodidaktischem Wege und in der praktischen Zusammenarbeit mit Handwerkern, Planern und Statikern. Das aktive Mitmachen auf Baustellen war eine Art Baupraktika für mich. Es half mir beim besseren Verständnis der Zusammenhänge. Es war mir sehr wichtig, die Vorkenntnisse durch eine fachlich qualifizierte Ausbildung zum Baubiologen IBN weiterzuentwickeln und dabei alle Facetten der Baubiologie kennenzulernen.

Seit wann bist du Inhaber einer Baubiologischen Beratungsstelle IBN?

Seit 2006. Ich habe meine Baubiologische Beratungsstelle gegründet um als Baubiologe unabhängig arbeiten zu können. Es geht mir darum, keinen Systemanbieter von Häusern unkritisch zu vertreten, sondern selbst ganzheitliche baubiologische Konzepte zu entwickeln, die zu ebenso nachhaltigen wie finanziell leistbaren Gebäuden führen, sowohl im Bereich Neubau, wie bei der Bestandssanierung. Meine Arbeit sieht konkret so aus, dass ich die baubiologische Detailausführung anrege und diese mit den Bauherren und den Handwerksfirmen abspreche. Letztlich wird dann auch so gebaut.

Was macht für dich die Baubiologie aus?

Es ist die Ganzheitlichkeit einer konsequent baubiologischen Konzeption. Ein sogenannter interdisziplinärer Ansatz, der Ökologie, Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltmedizin zusammenführt.

Meinst du, man kann den Klimawandel mit besserem Bauen aufhalten?

Keine Maßnahme kann das alleine schaffen. Aber baubiologisches Bauen leistet einen Beitrag. Wenn wir einerseits mit nachwachsenden Rohstoffen konstruieren und dämmen, reduziert sich die Belastung der Erdatmosphäre durch das gespeicherte CO2 dieser Naturmaterialien. Wenn wir andererseits unsere Gebäude vernünftig dämmen, dadurch den Energiebedarf für die Beheizung reduzieren und diesen letztlich weitgehend mit erneuerbaren Energien decken, was auch für die Brauchwasserbereitung gilt, wirkt dies der Aufheizung der Erdatmosphäre und damit dem Klimawandel ebenfalls entgegen.

Du entwirfst Holzhäuser. Wie sieht es da mit der grauen Energie aus, der Primärenergie, die notwendig ist, um ein Gebäude zu errichten?

Im Vergleich zu anderen Baustoffen ist der Primärenergiebedarf für die Herstellung und den Transport von Holz und nachwachsenden Dämmstoffen sehr gering. Das trifft auch in besonderem Maße auf einen Massivbaustoff zu, der dezentral zur Verfügung steht, nämlich Lehm. Die Kombination aus Holz, pflanzlichen Dämmstoffen und Lehm ist daher ein ökologisch sinnvoller Ansatz.

Was kostet bei deinen baubiologischen Häusern mehr, was ist günstiger?

Ein Vergleich zwischen baubiologischen und konventionellen Lösungen ist nicht stimmig. Ich nenne nur ein Beispiel von vielen möglichen:
Wenn es um eine Außenwand in Holzrahmenbauweise geht, schlage ich den Bauherren eine baubiologische Konstruktionsart vor: Aussteifung mit einer Vollholz-Diagonalschalung, Hanfdämmung, ggf. eine gegen Elektrosmog abschirmende graphithaltige Gipsplatte, Holzfenster, Putzträger aus Holzweichfaserplatten und Kalkputz außen. Dabei erwähne ich auch eine nicht baubiologische Variante, wie sie auf dem Markt oft anzutreffen ist: Aussteifung mit OSB-Platten, Mineralwollendämmung, Kunststofffenster, Putzträger aus Polystyrol und Kunstharzputz außen. Meine Bauherren interessiert die letztgenannte Version schlicht nicht, denn in einem solchen Haus wollen sie nicht leben; sie möchten baubiologisch bauen. Jeder Kostenvergleich ist daher überflüssig. Nach meiner Überzeugung muss die Baubiologie selbstbewusst auftreten und konsequente, interessante Standards formulieren. Also weg vom detaillierten Kostenvergleich mit Baustoffen, die baubiologisch orientierte Bauherren gar nicht haben wollen. Ein durchgehend baubiologisches Sanierung- bzw. Baukonzept formulieren und darauf achten, dass es zu den finanziellen Möglichkeiten der Bauherren passt. Das ist mein Ansatz. Sehr oft wird eine Lösung gefunden, sofern ein bisschen Kompromissbereitschaft hinsichtlich einer einfacheren Architektur oder der Größe vorhanden ist.

Planst du auch Mehrfamilienhäuser oder größere Projekte?

Ja. In Oberbayern durfte ich ein Projekt mit fünf barrierefreien Mietwohnungen in baubiologischer Holzrahmenbauweise planen. Die Bauherren kennen meine Arbeit durch ein privates kleineres Projekt und sind begeistert von der Baubiologie. Nach ihrer Überzeugung sollte auch für ihre künftigen Mieter ein nachhaltiges Gebäude entstehen. Für ein Mehrgenerationenhaus im Elsass habe ich ein baubiologisches Gesamtkonzept formuliert und stehe den französischen Bauherren mit ihrer Architektin beratend zur Seite.

Wie eng arbeitest du mit dem IBN zusammen?

Das IBN ist der Leuchtturm der Baubiologie und damit sehr wichtig. Ich besuche Weiterbildungen und die obligatorischen Beratungsstellentreffen regelmäßig. Wichtig ist mir auch die Kooperation mit anderen Baubiologischen Beratungsstellen IBN, die sich auf Dienstleistungen spezialisiert haben, dich ich selbst nicht anbieten kann. Ich habe da mein Netzwerk. Bei der täglichen Arbeit greife ich meistens auf eigene Erfahrungen und Austausch mit ausführenden Handwerksfirmen zurück. Ich brauche das IBN nicht dauernd um Rat zu fragen. Es ist aber da und unverzichtbar, was ich als guten Rückhalt sehe.

1 Leimfreie Massivholzbauweise im voralpenländischen Baustil
2 Grundofen in organischer Form – Heizen mit Strahlungswärme

Gibt es andere wichtige Kooperationspartner?

Das sind vor allem die Handwerker, welche die Baubiologie in die Praxis umsetzen. Ein enger Kontakt zu ihnen ist sehr wichtig, um das gegenseitige Verständnis zu fördern, Probleme zu lösen und letztlich daraus zu lernen. Es tut mir gut zu sehen, sie engagierte Handwerker bei der Umsetzung baubiologischer Konzepte Freude an ihrer Arbeit erfahren und dafür Anerkennung finden. Ferner stellen diese Firmen fest, dass durch baubiologische Ausführungen Umsätze und Gewinne generiert werden. Das ist enorm wichtig für die Akzeptanz der Baubiologie und deren Zukunft.

Du hast eine schöne Sanierung geplant und betreut. Was war dabei für dich besonders schön?

Die Entwicklung und Umsetzung eines einfachen, aber konsequenten baubiologischen Konzepts, gemeinsam mit sehr kooperativen und liebenswerten Menschen, nämlich den Bauherren. Und dabei die Einhaltung ihres relativ kappen Budgets, teilweise durch gezielte Eigenleistungen.

Was ist dein baubiologischer Traum?

Dass die Baubiologie ein ordentlicher, eigener Studiengang an staatlichen Hochschulen wird. Und dass sich dadurch im Laufe der Zeit eine Selbstverständlichkeit für die Berücksichtigung baubiologischer Ganzheitlichkeit bei Sanierungen und Neubauten ergibt. Das gilt sowohl für private als auch für öffentliches Bauvorhaben.

Vielen Dank für das Interview!

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Bilder: Michael Mark

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