Hygiene im Haushalt: Reinigungsmittel – ökologisch putzen lohnt

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In den Supermärkten stehen Regale voller Reinigungs- und Desinfektionsmittel, jedes für einen anderen Zweck. Ob das sinnvoll ist, welche Risiken sich verbergen, worauf Sie achten können, um umweltverträglich zu reinigen und welche Putzmittel wirklich gebraucht werden, erfahren Sie im letzten Teil dieser Artikelreihe.

Das meiste auf der Welt geht nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.

sagte einst Erich Kästner, sicherlich ohne geahnt zu haben, welche weitreichenden Folgen durch Putzen und vor allem der verwendeten Hilfsmittel entstehen können. Die Produktvielfalt in den Läden überfordert die Verbraucher selbst bei ausreichender Deklaration der Inhaltsstoffe und ausreichenden Chemiekenntnissen. Über 50.000 Produkte sind im Handel erhältlich – Allzweckreiniger, Bodenpflegemittel, Teppichreiniger, Sanitärreiniger, Spülmaschinen- und Geschirrspülmittel, Fenster-, Rohr- und Edelstahlreiniger, Scheuermittel, Hygienereiniger, Desinfektionsmittel, Weichspüler und Waschmittel von unterschiedlichen Anbietern. Die Absatzzahlen und die mit unzähligen Produkten gefüllten Schränke in den Haushalten bestätigen: Hygiene liegt im Trend! Das ist grundsätzlich gut, birgt aber auch Risiken.

Risiken für die Umwelt

Laut Umweltbundesamt werden jährlich ca. 1,3 Millionen Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel an den privaten Endverbraucher verkauft, wodurch 630.000 Tonnen Chemikalien in die Abwasserkanäle gelangen. Verbrauchszahlen aus Industrie, Gewerbe, Verwaltung und Öffentlichkeit nennt das Umweltbundesamt nicht. Umweltprobleme als Folgen des hohen Verbrauchs und problematischer Inhaltsstoffe in Wasch- und Reinigungsmitteln sind z.B. die Nährstoffanreicherung in Gewässern oder die Verunreinigung von Grund- und Oberflächenwasser z.B. durch die Verwendung von Klärschlamm in der Landwirtschaft.

Die Nachfrage nach den biologisch leichter abbaubaren Tensiden aus Palmöl, welche bis zu 30% in Wasch- und Reinigungsmitteln enthalten sein können, steigt rasant an und fördert die weitere Abholzung von Millionen Hektar Regenwald in Malaysia und Indonesien. Einige Inhaltsstoffe sind nur schwer biologisch abbaubar, andere gelten als gefährdend für Wasserorganismen, lösen giftige Schwermetalle aus Sedimentschichten oder reichern sich in der Umwelt an. Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen fordern seit langem einen sparsamen Gebrauch und die Einhaltung der vom Hersteller empfohlenen Dosierung. Der Gebrauch von Wasch- und Reinigungsmitteln belastet die Umwelt immer. Wir können diese Belastung nur so gering wie möglich halten, indem wir Produkte verwenden, die so wenig, wie möglich umweltbelastende Stoffe enthalten sowie die Anwendung und Dosierung auf ein sinnvolles Maß reduzieren.

Risiken für den Menschen

Erhöhte Anreicherungen von Schadstoffen in Innenräumen entstehen insbesondere durch Duft- und Konservierungsstoffe. 26 bereits bekannte Duftstoffe mit hohem allergenem Potenzial müssen seit 2005 als Inhaltsstoff konkret deklariert werden, wenn sie zu mehr als 0,01% im Produkt vorkommen, darunter z.B. Alpha-Isomethylionone, Limonen, Linalool, Gerianol oder Benzyl Salicylate. Konservierungsmittel wie z.B. Benzoesäure, Sorbinsäure, Phenoxyethanol, Isothiazolinone oder sog. Formaldehydabspalter werden hauptsächlich flüssigen Mitteln zugesetzt, da diese durch die schneller abbaubaren heute zumeist genutzten Tenside, anfälliger sind für Bakterien- und Schimmelpilzwachstum. Beim Waschen verbleiben stets auch Waschmittelrückstände in den Textilien, die beim nachfolgenden Tragen durch Hautkontakt zu körperlichen Reaktionen führen können. Duft- und Konservierungsstoffe wirken als Kontaktallergene. Symptome sind z.B. Atembeschwerden, Asthma, Hautrötungen, nässende Bläschen, Quaddeln, Schuppen, Juckreiz oder chronische Entzündungen. Nach Aussagen des Allergie- und Asthmabundes reagieren ca. 11,5 % aller Deutschen allergisch auf einen Duftstoff1!

Diese neuen Gefahrenpiktogramme kennzeichnen Produkte mit Potenzial v.a. für Reizungen von Haut- und Schleimhäuten und sensibilisierenden Inhaltsstoffen

Inhaltsstoffe

Wasch- und Reinigungsmittel enthalten neben den schon erwähnten Duft- und Konservierungsstoffen weitere Substanzen, wie z.B. Tenside, Phosphate und Phosphonate, Bleichmittel, gentechnisch manipulierte Enzyme, Säuren, Basen, Silicone oder optische Aufheller. Aufgrund der negativen Umweltfolgen wurden an Wasch- und Reinigungsmittel schon seit 1977 höhere Anforderungen gestellt. Die Tenside sollten zu mind. 80 % biologisch abbaubar sein. Dies führte zum reduzierten Einsatz von Tensiden auf Erdölbasis und förderte die Entwicklung biologisch verträglicherer Tenside aus Pflanzen. Die Detergenzienverordnung EG Nr. 907/2006 regelt den freien Warenverkehr für Detergenzien und soll ein hohes Schutzniveau für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sicherstellen. Sie regelt auch die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe. Stoffe ab einem Gewichtsprozent von 0,2 müssen deklariert werden. Stoffgruppen, wie Enzyme, Duftstoffe, optische Aufheller sowie Desinfektions- und Konservierungsmittel müssen immer gekennzeichnet werden, unabhängig von ihrem Stoffmengenanteil. Jedoch sind nicht alle Einzelsubstanzen deklarationspflichtig, z.B. muss Formaldehyd erst ab einer Konzentration von 0,1% mit dem Hinweis „enthält Formaldehyd“ gekennzeichnet sein und Palmöl, anders als in Lebensmitteln, gar nicht. Der Verbraucher erfährt nicht, ob sich hinter den anionischen oder nichtionischen Tensiden in seinem Produkt auch Palmöl aus Malaysia befindet. Trotz der erhöhten Ansprüche werden nicht alle umweltschädlichen Stoffe aus den Reinigungsmitteln durch Umweltfreundlichere ersetzt und auch die steigende Zahl der Allergiker bestätigt – es besteht weiterhin Handlungsbedarf. Brauchen wir wirklich ein Extra-Produkt für jeden Reinigungszweck und mit Inhaltsstoffen, die für Mensch und Umwelt belastend sind?

Sinnvolle Produktwahl

Zur Reinigung im Haushalt reichen im Normalfall wenige Produkte aus. Im Haushalt geht es um die Entfernung von Fett, Kalk, Seifenresten, Bakterien und anderen leichten bis mittleren Verschmutzungen. Regelmäßige manuell durchgeführte Reinigungsmaßnahmen erübrigen den Einsatz von hochwirksamen Spezialreinigern. Desinfektionsmittel müssen in privaten Haushalten überhaupt nicht eingesetzt werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung nennt als gesundheitliche Risiken z.B. Vergiftungsunfälle, Allergiebildung sowie das Risiko einer Resistenzbildung von Mikroorganismen gegen biozide Wirkstoffe und rät dazu, in privaten Haushalten Desinfektionsmittel nur in Ausnahmefällen zu verwenden.

Ökologische Reinigung

Im Haushalt genügen einfache Produkte mit kalk- und/oder fettlösender Wirkung, um die üblichen Verschmutzungen zu entfernen. Mit Essig-Essenz und/oder Zitronensäure kann Kalk auf Flächen und in Geräten gelöst werden. Beide besitzen durch ihren niedrigen pH-Wert ebenfalls eine desinfizierende und konservierende Wirkung. Sie können Antikalk-, Bad- und WC-Reiniger und Desinfektionsmittel ersetzen. Geräte (z.B. Wasserkocher, Waschmaschine) besser mit Zitronensäure reinigen. Mit Soda (Natriumcarbonat) kann Fett gelöst werden. Dadurch können Allzweckreiniger, Badreiniger, Fleckenlöser und Geschirrspülmittel ersetzt werden. Soda kann ebenfalls für Spülmaschinen und zur Textilreinigung genutzt werden.

Diese Stoffe sind vollständig biologisch abbaubar, preiswert und universell einsetzbar. Sie können einfach das benötigte Reinigungsmittel selbst herstellen, indem Sie die angemessene Dosierung in das Reinigungswasser oder in das zu reinigende Gerät geben. Weitere Hinweise hierzu und auch Dosierungsempfehlungen erhalten Sie z.B. im Verbraucherportal Utopia.
Eine Alternative sind auch Wasch- und Reinigungsmittel auf ökologischer Basis. Aber Vorsicht: Auch diese können Duft- und Konservierungsstoffe enthalten und sind nicht für Jedermensch verträglich. Sie sind i.d.R. umweltverträglicher, können dennoch problematische Inhaltsstoffe enthalten und sollten sparsam genutzt werden. Eine gute Orientierung bieten Zertifizierungen. Das EU-Umweltzeichen, das DAAB-Siegel oder Umweltsiegel wie „Ecocert“ und „Eco Garantie“ garantieren bessere Umweltverträglichkeit, letztere sogar einen nachhaltigen Anbau der Rohstoffe.

Tipps für Allergiker

Nutzen Sie duft- und konservierungsstofffreie Produkte. Waschmittelrückstände in Textilien können durch einen zusätzlichen Spülgang reduziert werden, zur Ressourcenschonung nur notfalls durchführen. Verzichten Sie auf Raumbeduftungen jeglicher Art. Vermeiden Sie den Hautkontakt zu Reinigungsmitteln durch das Tragen von Handschuhen.

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2 Kommentare

  1. Hygiene im Haushalt, geht wie in diesem Beitrag von Jeanne Siepert schon erwähnt mit wenigen Hausmitteln vorzüglich. Ich selbst praktiziere dies schon lange und kann dies nur weiterempfehlen. Ich möchte dazu auch auf ein Buch aufmerksam machen: Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie von smarticular. Mit Soda, Natron, Kernseife, Essig und Zitronensäure werden hier 300 Anwendungen und 33 Rezepte beschrieben die nebenbei noch viel Geld sparen helfen. Viel Spass dabei!

    Antworten
    • Vielen Dank für die Zustimmung, Herr Steinhart. Ihre Buchempfehlung hört sich sehr interessant an und zeigt auch wieder, dass der Verbraucher einen enormen Einfluss hat, mit einer bewussten und passenden Produktauswahl. die Umwelt zu schonen. Jetzt kann der Frühjahrsputz kommen…

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Quellenangaben und/oder Fußnoten:

Titelbild: AdobeStock, Heiko Barth

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