Wärmedämmung als Teil eines energetischen Gesamtkonzeptes

Mittels Wärmedämmung der Außenwände lässt sich der Energieverbrauch eines Gebäudes i.d.R. lediglich um ca. 10 bis 20 % reduzieren. Das ist nicht die Welt, allerdings lässt sich dadurch auch das Raumklima verbessern und die Gefahr von Schimmelbildung reduzieren.

Um den Energieverbrauch deutlicher zu reduzieren, braucht es meist mehrere Maßnahmen wie eine Wärmedämmung für alle Gebäudehüllflächen, neue Fenster, eine neue Heizungsanlage und ein Lüftungskonzept.

Jede Baumaßnahme und jeder Baustoff hat spezifischen Eigenschaften bezüglich Feuchte-, Wärme-, Schall- und Brandschutz, Ökologie, Toxikologie, Verarbeitung, gestalterischer und baurechtlicher Aspekte, Kosten u.v.m. Entsprechend bedarf die Entscheidung, ob man außen oder innen dämmt und welchen Wärmedämmstoff man verwendet, einer genaueren Betrachtung.

Baubiologisch empfehlenswerte Dämmstoffe für Außenwände enthalten keine giftigen Bestandteile, haben eine gute Ökobilanz, bilden im Brandfall keine hochtoxischen Gase, sind wiederverwendbar oder zumindest problemlos zu entsorgen und bestehen überwiegend aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen. Zudem sind sie i.d.R. diffusionsfähig, haben ein gutes Feuchteausgleichsvermögen und können Wärme nicht nur gut dämmen, sondern oft auch gut speichern.

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Foto: Adobe Stock, Ingo Bartussek

Außendämmung

Wärmedämmungen auf Fassaden werden häufig mit hinterlüfteten Holzschalungen, Holzwerkstoffplatten (z.B. Holz-Zementplatten) oder mineralischen Platten verkleidet. Alternativ kommen Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und Wärmedämmputze infrage. 

Bei einem WDVS handelt es sich um Wärmedämmung, die verputzt wird. Hierfür eignen sich z.B. Platten aus Holzweichfasern, Hanf, Kork, Stroh, Schilfrohr oder Mineralschaum. Aus haftungsrechtlichen Gründen sind oft Systemlösungen sinnvoll, bei denen sämtliche Materialien wie Dämm- und Befestigungsmaterial, Putzaufbau usw. aufeinander abgestimmt sind, um eine rissfreie und schlagregensichere Konstruktion zu erhalten. Bei größeren Dämmstärken ab ca. 18 cm Gesamtdicke sind Systeme mit einer Unterkonstruktion z.B. aus Holzträgern und eine Trägerplatten aus verputzten Holzweichfaser- oder Holzwolleleichtbauplatten wirtschaftlicher; in die Hohlräume zwischen Wand und Trägerplatten können lose Dämmstoffe wie z.B. Holzfasern, Zelluloseflocken, Stroh, Hanf- oder Grasfasern eingeblasen oder gestopft werden.

Möglich sind auch Wärmedämmputze mit mineralischen Zuschlägen, die allerdings schlechter dämmen, soweit es sich nicht um vergleichsweise teuren Aerogel-Dämmputz handelt. Baubiologisch nicht empfehlenswert sind sog. organische Putzzuschläge wie z.B. aus Polystyrolkügelchen.

Last but not least gibt es wärmedämmende Vormauerziegel gefüllt mit Perliten, die außen wie innen vorgemauert werden können.

(1) Wärmedämmverbundsystem (WDVS) am Gebäude des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN. Aufbau von innen nach außen (U-Wert = 0,1 W/m2K): vorhandenes Mauerwerk 30 cm | Trägersystem aus Holzlatten, dazwischen Holzfasereinblasdämmung 240 mm | Holzweichfaserplatten 50 mm | Silikatputz ca. 20 mm auf Armierungsgewebe | Silikatfarbe
(2) Anbringen einer Innendämmung aus Holzweichfaserplatten | Foto: UdiDämmsysteme GmbH

Auf gut wärmegedämmten Fassaden – also auch auf WDVS – ist v.a. in der kalten Jahreszeit mit Kondensation, Reif- und Eisbildung zu rechnen, auch weil der austrocknende Wärmenachschub von innen fehlt. Algen- und Schimmelbildung mit entspr. Verfärbungen auf der Putzoberfläche können die Folge sein. Um diesem Effekt vorzubeugen, sollten v.a. diese Regeln beachtet werden:

  • Feuchteausgleichende und diffusionsfähige Putze und Wandfarben (z.B. auf Kalk- oder Silikatbasis) mit ausreichender Dicke (≥ 20 cm),
  • Wärmedämmung mit guten wärmespeichernden Eigenschaften,
  • Ausreichend großer Dachüberstand u.a. als Regenschutz,
  • Schattenbildung z.B. durch immergrüne Bäume vermeiden.

Beachtet man diese Hinweise, kann i.d.R. auf Fungizide und Algizide in Putze wie Farben verzichtet werden.

Im erdberührten Bereich (Keller, Sockel…) empfehlen sich besonders Schaumglasplatten; diese können nicht feucht werden und sind verrottungs- und ungezieferbeständig.

Innendämmung

Eine Außendämmung ist bei Altbauten oft nicht erwünscht oder nicht möglich, da die Fassaden aus ästhetischen Gründen erhaltungswürdig sind oder gar unter Denkmalschutz stehen, an ihnen Kletterpflanzen ranken oder keine Gerüste aufgestellt werden können. Besonders in diesen Fällen ist dann eine Innendämmung die Alternative. Dabei ist allerdings bauphysikalisches Grundwissen gefragt, da hierdurch der sogenannte Taupunkt weiter nach innen rückt und die Wände bei nicht fachgerechter Ausführung feucht und schimmlig werden können (vergleichbar mit einem Glas mit einem kalten Getränk, das im Sommer außen nass wird).

Auf jeden Fall ist bei Innendämmung eine fachliche Planung und Ausführungsüberwachung unverzichtbar. Fachleute ermitteln Dicke und Details in Abstimmung mit den vorhandenen Bauteilen und der zukünftig zu erwartenden Nutzung z.B. auf Basis eines komplexen Simulationsprogramms zur Berechnung des Wärme- und Feuchtetransports. Häufig empfehlen sich z.B. deutlich geringere Dämmdicken als bei Außendämmung üblich, was logischerweise die erzielbare Energieeinsparung schmälert, aber auch den Raumflächenverlust eingrenzt.

Früher hat man Innendämmung oft mit einer innenliegenden Dampfsperre versehen. Mittlerweile favorisiert man dafür hygroskopische Materialien, die Feuchtigkeit vergleichbar einem Löschpapier oder Schwamm gut aufnehmen, kapillar weiterleiten und über Verdunstung in die Innenräume wieder abgeben können. Jedoch funktioniert dieses Prinzip nur, wenn man auch darauf abgestimmte Innenputze und -farben verwendet und ausreichend heizt und lüftet.

Gut bewährt haben sich z.B. Kalziumsilikat-, Mineraldämm- und Schilfrohrplatten, da sie Feuchtigkeit gut aufnehmen und wieder abgeben können und nicht schimmeln. In vielen Fällen eignen sich aber auch z.B. Holzweichfaser- oder Korkplatten sowie Dämmputze auch aus Lehm. Möglich sind auch dämmende Vormauersteine, wie die bereits erwähnten perlitegefüllten Ziegel oder Lehmsteine mit dämmenden Zuschlagstoffen.

In nicht, schlecht oder selten beheizten und gelüfteten Kellerräumen sollte man dagegen besser Schaumglasplatten verwenden; diese sind anorganisch und dampfdicht. Eine Sanierung gegen aufsteigende oder von außen eindringende Feuchtigkeit ersetzen sie allerdings nicht.

Raumklima

Bei der Diskussion rund um Wärmedämmung häufig vergessen wird der positive Effekt auf das Raumklima. Erhöht wird nämlich dadurch die Oberflächentemperatur auf der Raumseite. Dies verbessert die Behaglichkeit, reduziert Zugerscheinungen und hilft dadurch nicht zuletzt, Erkältungen oder gar Verspannungen bis hin zu Rheuma zu vermeiden.

Fazit

Nicht immer empfiehlt sich eine Wärmedämmung. Manchmal bringt sie nicht viel oder es sind andere Maßnahmen wie z.B. neue Fenster, eine neue Heizung oder auch nur Sonnenkollektoren auf dem Dach wirtschaftlicher und sinnvoller. Die Fragen, ob eine Wärmedämmung sinnvoll ist, was sie energetisch bringt, ob Außen- oder Innendämmung und welche Produkte, sollten auf Basis eines Wirtschaftlichkeitsvergleichs zusammen mit hierfür geeigneten Fachleuten wie z.B. Baubiologischen Gebäude-Energieberater*innen IBN geklärt werden.

Dämmstoffeigenschaften (Circa-Werte)
Rohdichte kg/m3Wärme-
leitfähigkeit W/mK
U-Wert bei
d = 20 cm W/m2K
Wärme-
speicherzahl kJ/m3K
Wasserdampf- diffusions-
widerstand µ
nachwachsend
Hanf300,040,22391
Holzfasern lose400,040,191472
Holzweichfaserplatten1900,0450,223992 – 5
Schilfrohrplatten1900,050,242472
Stroh lose1000,0450,221261
Zelluloseflocken500,040,19952
mineralisch
Kalziumsilikatplatten1200,050,241566
Mineralschaumplatten1200,0450,221562
Perlite-Schüttung900,040,24902
Schaumglasplatten1150,0420,20115dampfdicht
zum Vergleich
Mineralfaserplatten300,0400,19241
Polystyrol200,0350,1722,5150

Erstveröffentlichung in “der spatz 3/2021” 

Diese Frage beantwortete Ihnen Winfried Schneider, Architekt und Geschäftsführer des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim.

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