Einfach ist die Realisierung dieses Gebäudes nicht in einem Land, das derzeit ganz andere Sorgen und Prioritäten hat und in dem es noch kaum einen funktionierenden Markt für Naturbaustoffe gibt. So erinnert uns die Bauphase an die 90er Jahre in Deutschland, als auch dort noch viel improvisiert werden musste. Von den damals gemachten Erfahrungen können wir nun profitieren.

Die Ausrichtung des Holz-Lehm Hauses orientiert sich weniger an der Sonneneinstrahlung, sondern v. a. an der Windrichtung, welche in unserer Region großen Einfluss hat. Während der heißen Sommermonate soll eine durchgehende Querlüftung unter dem Kniestockbereich und den Lehmwänden das Gebäude angenehm kühl halten. Wegen den häufig starken Winden lassen sich zudem alle Fenster und Türen nach außen öffnen.

Die Grundfläche des eingeschossigen Gebäudes beträgt 226 m2. Durch den 4 Meter hohen Kniestock konnten über den Bädern und Abstellräumen noch 4 Zwischenböden eingebaut werden, was die Nutzfläche um 70 m2 erhöht.

Um den Stahl- und Betonanteil zu reduzieren, wurden Streifenfundamente erstellt und die Flächen dazwischen mit einer 50 cm Kiesschüttung versehen. Von außen wurde noch mit einer Ringdrainage gegen das Wasser von der Hangseite eine zusätzliche Maßnahme integriert.

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Das Tragwerk und alle Bretter bis hin zum Dielenboden sind aus unbehandeltem, heimischem Zedernholz, das vor Ort gesägt und zugerichtet wurde. Zur Aussteifung sind die Fassaden mit einer Diagonalschalung verkleidet.

Die Gefache der Nord-, Nordost- und Nordwest-Fassaden werden mit Schilfrohrmatten als Wärmedämmung gefüllt. Die Gefache der Süd-, Südost- und Südwest-Fassaden dagegen werden mit Lehmsteinen als Wärmespeicherung gemauert.

Die Fassaden sollen teilweise einen Reinkalkputz und teilweise eine Brettverkleidung erhalten. Alle Innenwände werden mit Lehmplatten verkleidet, darauf kommt ein Lehmfeinputz und eine Lehmfarbe. Dieser Wandaufbau wird so in der Türkei zum ersten Mal angewendet. Um sich gut in das vorhandene Dorfbild zu integrieren, besteht das Dach aus fünf Teilen. Drei davon sind Giebeldächer aus Zink, zwei sind Gründächer.

Geheizt wird über die Wandflächen mit Solarstrom. Diese kostengünstige Lösung ist aufgrund des milden Klimas auch ivm Winter mit zahlreichen sonnigen Tagen möglich.

Die Wasserversorgung soll eine ca. 40 m3 Regenwasser fassende Zisterne in Kombination mit der örtlichen Wasserversorgung gewährleisten.

Das YBE-Gebäude weckt bereits jetzt in seiner Bauphase große Aufmerksamkeit und wird von zahlreichen Schulen, Fachleuten sowie Baukunden besucht. Dies zeigt uns, dass auch hier nach einer besseren, nachhaltigeren und wohngesünderen Bauweise gesucht wird. Bekanntlich schätzt der Mensch sein Zuhause ganz besonders in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten – „my home is my castle“.

Auch dieser Aspekt sowie der hohe Bildungsstandard und das ausgeprägte Umweltbewusstsein in unserer Region spielen hierfür eine gewichtige Rolle.

STUDIENREISE NACH URLA BEI IZMIR/TÜRKEI: 24. – 28. APRIL 2019
Das IBN-Partnerinstitut YBE bot ein attraktives Programm an: Exkursion zu baubiologischen Gebäuden, Siedlungsprojekten, kulturellen Sehenswürdigkeiten, Oliven-Ölmühle u.v.m. in Kombination mit Vorträgen, Präsentationen und Workshops. Die Studienreise sollte der Entspannung, dem Kennenlernen von Land und Leuten, der Weiterbildung und dem internationalen Fachaustausch dienen.
SPRACHEN VOR ORT: Englisch und Deutsch
ANBIETER: YBE = IBN-Partnerinstitut in der Türkei
Fragen an Arch. And Akman (in deutscher, englischer und türkischer Sprache) per E-Mail: andakman@yapibiyolojisi.org

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