Gründächer

Bei den meisten Häusern sind die Räume mit Tonnengewölben überdeckt, die bereits in Sockelhöhe beginnen, und deren Querschnitt die Form einer umgekehrten Kettenlinie aufweist. Bei diesen Wohnhäusern sind bis zu 80 % ihrer Außenflächen mit Erde und Vegetation überzogen (Abb. 1, 2). Damit auf den Gründächern ein dichtes, bis zu 40 cm hohes Pflanzenpolster wächst, werden sie bewässert. Dazu werden lediglich die Abwässer aus den Häusern verwendet, die über eine Dreikammergrube zunächst gereinigt und dann auf die Dächer gepumpt werden. Dieses dichte Pflanzenpolster verhindern das Aufheizen durch Sonneneinstrahlung. Außerdem bietet die dichte Vegetation durch das eingeschlossene Luftpolster und durch das Abhalten der Luftströmung eine gewisse Wärmedämmwirkung.

Raumklima

Die Tonnengewölbe, die in der Mitte eine Raumhöhe von ca. 3,80 m aufweisen, schaffen ein angenehmes Raumklima und ermöglichen ein Wohnen ohne Klimaanlage, obwohl die durchschnittliche Jahrestemperatur nahezu 25 Grad beträgt. Aufgrund folgender Effekte reichen die eingebauten Decken-Ventilatoren für einen guten Wohnkomfort aus:

  • Große thermische Masse: 30 cm dicke massive Lehmwände, dies starke Temperaturschwankungen ausgleichen
  • Belüftungssystem: An den Fassaden befinden sich oben und unten Öffnungsklappen, die eine natürliche Be- und Entlüftung ermöglichen. So kann die warme Luft bei Bedarf oben abgeführt und unten kältere Luft eingelassen werden, die dann auch eine Abkühlung der Lehmwände bewirkt.
  • Ausrichtung der Fassaden und damit der Fensterflächen nach Norden bzw. Süden (Paraquay liegt nahe am Äquator, die Sonne scheint also v.a. auf Ost- und Westfassaden).
  • Verschattungselemente, die ein Eindringen der mittäglichen Sonnenstrahlung ins Innere des Hauses verhindern.
  • Gründächer (Beschreibung der Effekte siehe oben).
  • Als sehr wirksam haben sich die dreiläufigen Raster aus hellen Sandsteinplatten vor den oberen Verglasungen erwiesen, welche das direkte Eindringen von Sonnenstrahlen verhindern, aber das Sonnenlicht reflektieren und somit das Gewölbe innen erhellen (Abb. 3, 4).

Tonnengewölbe

Die Gewölbe haben eine besonders hohe Stabilität und werden in „nubischer“ Technik errichtet. Mit dieser Technik, die seit Jahrtausenden in Oberägypten angewendet wird, lassen sich Gewölbe ohne Schalung herstellen, indem ein Bogen nach dem anderen mit einer Neigung von 65 Grad gemauert wird. Um den genauen Querschnitt einhalten zu können, wurden ca. alle 40 cm horizontale Schnüre gespannt (Abb. 5,6).

Das kleinste Wohnhaus besteht aus einem Tonnengewölbe, das eine Fläche von 4,75 m x 11,20 m überspannt, wobei 14 m² eine überdachte Terrasse bilden (Abb. 7). Die Abb. 8 und 9 zeigen ein Wohngebäude, bei dem zwei Tonnengewölbe miteinander verbunden sind und das eine Wohnfläche von 70 m² aufweist. Ein weiterer Haustyp mit drei Tonnengewölben ist in Planung. Eine interessante Wohnform entsteht, wenn sich zwei Tonnengewölbe kreuzen. Typisch für diese Gebäude sind die runden Fensteröffnungen, die zu dem Namen „Hobbit-Häuser“ führten (Abb. 10 und 11).

Ökologischer Fußabdruck

Wichtig für den Entwurf der Gebäude war, dass sie weitestgehend aus lokalen natürlichen Baustoffen errichtet werden und somit einen geringen ökologischen Fußabdruck haben und dass sie besonders nachhaltig und damit auch langlebig sind: Die Wände und Gewölbe bestehen aus vor Ort per Hand gefertigten Steinen (adobes) aus Lehm, der aus unmittelbarer Nähe stammt. Die Verblendung der Fassaden besteht aus Natursteinen, die in der Regel von einem Steinbruch stammen, der sich auf dem Gelände der Siedlung befindet. Das Gründach besteht aus lokaler Erde und lokaler Vegetation. Eine zusätzliche industriell produzierte Wärmedämmung ist bei den gezeigten Bauten nicht notwendig.

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