Zu den Aufgaben der Basisstation gehörte das “Handover” zur nächsten Basisstation, wenn der Benutzer mobil unterwegs war. Und die Aufforderung an das “Handy”, sich etwa im Stundenintervall bei ihr zu melden, wenn es nicht durch die Gegend gefahren oder getragen wurde.

Von Apps, Internet, Email, “always online” und “Social Media” war damals nicht die Rede. Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert – die Handys sind “smart” geworden. Maßgebliche Voraussetzung dafür war neben der Entwicklung hochkomplexer Hardware auf kleinstem Raum, dass der Mobilfunk internetfähig wurde. Der große Durchbruch kam im Jahr 2007 mit dem ersten iPhone von Apple.

Nun wurde der Funktionsumfang der Mobilteile, die jetzt “Smartphones” hießen, immer gewaltiger. Man konnte quasi ständig online sein, die “App” wurde zum allgegenwärtigen und allmächtig erscheinenden Helfer. Das Smartphone wurde für viele zum unverzichtbaren ständigen Begleiter.

Mit ihren „smarten“ Eigenschaften und der Möglichkeit des Internetzugriffs entwickelten die Smartphones aber auch ein intensives heimliches, von den bisherigen “Bestimmern” unabhängiges Eigenleben, was das Sendeverhalten betrifft. Standen mit der Einführung des Mobilfunks die Immissionen der Basisstationen als Hochfrequenzbelastung im Fokus der Kritik, so sind mit der massiven Verbreitung der Smartphones ihre Hochfrequenz-Emissionen mindestens genauso bedeutend, meistens sogar bedeutender, befinden sich die “Smarten”“ doch – anders als die Sendemasten – in unmittelbarer Nähe des Benutzers.

Sendehäufigkeit von Smartphones

Eine erste messtechnische Untersuchung zu diesem Thema wurde 2013 zusammen mit dem VDB vom Baubiologischen Messtechniker Dietrich Ruoff durchgeführt [1]. Er zeigte eindrücklich auf, dass bezüglich der Sendehäufigkeit zwischen klassischen Handys und Smartphones ein riesiger Unterschied besteht: Das nun “smarte” Phone entwickelt eine Fülle von eigenmächtigen Sendeaktivitäten (Abb. 1).

Handy Standby
Abb. 1: Typisches Handy-Standby, Meldung alle 4 Stunden (links) vs. Smartphone im Standby (rechts), keine Apps beim Smartphone aktiv, WLAN deaktiviert; Aufzeichnungsdauer jeweils 4,5 Stunden (Quelle: [1], S. 200)

Bei baubiologischen Untersuchungen stellen Messtechniker immer wieder fest, dass sich die Situation seit 2013 noch deutlich verschärft hat. Im Folgenden werden hierzu exemplarisch die Ergebnisse einer Mobilfunk-Langzeitaufzeichnung vorgestellt. Die Messungen erfolgten mittels Breitband-Messgerät und nachgeschaltetem Datenlogger in einem Reihenendhaus mit drei Bewohnern: Vater, Mutter und 15-jährige Tochter, alle drei Smartphone-Träger – also für heutige Verhältnisse ein “normaler” Zustand.

Das Zimmer der Tochter befindet sich direkt neben dem Elternschlafzimmer; gemessen wurde auf einer Kommode im Elternschlafzimmer.

Die gesamte Aufzeichnungsdauer in Abb. 2 beträgt ca. 2,5 Tage: Vom 30.05. 19 Uhr bis zum 02.06. 8 Uhr morgens.

Grafik Langzeitaufzeichnung
Abb. 2: Langzeitaufzeichnung der Hochfrequenz-Immissionen im Frequenzbereich 800 MHz – 2,7 GHz (Mobilfunk-Basisstationen und Mobilteile)

Die dominanten senkrechten schwarzen Striche stellen die Immissionen der drei Smartphones im Haushalt dar. Die Intensität geht über die Skalierung von 500 μW/m2 hinaus. (5 V Ausgangsspannung des Breitbandmessgerätes entsprechen orientierend 500 μW/m2). Der untere “weiße Sockel” repräsentiert die gesamten Immissionen der umliegenden Mobilfunk-Basisstationen. Die Höhe ist zeitlich unterschiedlich und hängt vom aktuellen Auslastungsgrad der Basisstationen ab.

Aufgrund der langen Aufzeichnungsdauer von ca. 2,5 Tagen verschwimmen die einzelnen Ausschläge ineinander. Abb. 3 zeigt daher eine weniger dicht gedrängte Darstellung der Immissionen von 8 Uhr bis 24 Uhr (= 0 Uhr) an einem Tag.

Grafik Langzeitaufzeichnung morgens
Abb. 3: Ausschnitt aus der Langzeitaufzeichnung der Hochfrequenz-Immissionen (Tag, 8 – 0 Uhr)

An den Lücken zwischen den hohen Ausschlägen kann man genau erkennen, wann alle drei Bewohner nicht zu Hause waren.

Auch nachts gibt es keine Ruhe, und die starke Ausstrahlung der Mobilteile bleibt erhalten: Im Durchschnitt alle 5 bis 6 Minuten gehen die Smartphones aus eigenem Antrieb “auf Sendung” (Abb. 4).

Abb. 4: Ausschnitt aus der Langzeitaufzeichnung der Hochfrequenz-Immissionen (Nacht, 23 – 9 Uhr)

Wer auf diese Weise sein Smartphone unbekümmert mit der vollen Funktionalität betreibt, braucht sich um andere Hochfrequenz-Immissionen, wie z. B. die von vernetzten Funkrauchmeldern, die einmal pro Stunde mit 10 Milliwatt senden oder um Smart Meter mit einem Sendeintervall von 15 Minuten keine Gedanken mehr zu machen.

Wie würde das Bild wohl aussehen, wenn man die Messung z. B. in einem Klassenzimmer, in einem Großraumbüro, im Zug, im Kino, im Restaurant oder an einem Elternabend machen würde, wenn sich zehn, zwanzig oder dreißig Smartphone-Träger auf engem Raum treffen? Nun, die Impulsdichte wäre zehn-, zwanzig- oder dreißigmal so hoch – ein wahres Mobilfunk-Feuerwerk – aber nicht vom Sendemast, sondern aus den eigenen Taschen!

Was kann ich tun?

Was kann man nun tun, um das ungestüme Sendeverhalten der Smartphones zu “zähmen”?

Dabei sind mindestens drei Sendequellen zu betrachten: Mobilfunk, WLAN und Bluetooth – ggf. kommt noch NFC dazu. WLAN und Bluetooth können i.d.R. in den Systemeinstellungen einfach und jedes für sich deaktiviert werden – man muss es bei Nichtgebrauch nur tun.

Beim Sendeverhalten bezüglich Mobilfunk gibt es mehrere mögliche Betriebszustände, mit denen die Funktionalität des Smartphones und damit auch seine Sendehäufigkeit erheblich eingeschränkt werden kann (Abb. 5).

Mobilfunk Sendeverhalten
Abb. 5: Funktionalität und Mobilfunk-Sendeverhalten von Smartphones

Typischerweise hat der durchschnittliche Smartphone-Benutzer alles eingeschaltet, was geht. So verfügt er über den vollen Funktionsumfang und fühlt sich jederzeit vollkommen vernetzt.

Schaltet man bei den Systemeinstellungen unter “Mobiles Netz” –> “Mobile Daten” aus, so werden die vielfältigen eigenmächtigen Mobilfunk-Zugriffe des Smartphones auf das Internet unterbunden.

Man ist dann nicht mehr „voll vernetzt“ und vom ständigen Geplärre der „Social Media“ (WhatsApp, Facebook, Twitter, usw.) vorübergehend befreit. Aber man ist noch für eingehende Telefonate und SMS erreichbar. Kontakt mit der Basisstation nimmt das Mobilteil nun nur noch kurz etwa einmal pro Stunde auf, wenn es nicht “unterwegs” ist. Und natürlich bei jedem Handover zur nächsten Basisstation, wenn es unterwegs ist. Je nach Geschwindigkeit kann dies alle paar Minuten sein.

Aktiviert man den Flugmodus, so wird zusätzlich noch die Telefonie und SMS abgeschaltet und alle Sendeaktivitäten – inkl. WLAN, Bluetooth und NFC – sind unterbunden. Es funktionieren jetzt nur noch Offline-Anwendungen, die auf dem Smartphone gespeichert sind (insbes. Musik, Videos, Spiele). Zumindest, wenn man den vollen Funktionsumfang nicht benötigt und in der Nacht, sollten die Internetverbindungen deaktiviert oder der Flugmodus eingeschaltet werden.

Smartphones im drahtgebundenen Ethernet-LAN

Handyzubehör
Netzwerk-Adapter mit Apple Lightning-Stecker für iPhone/iPad auf Ethernet-LAN RJ45-Buchse

Und schließlich gibt es noch eine interessante Möglichkeit, die Sender im Smartphone zum Schweigen zu bringen und dabei den vollen Funktionsumfang beizubehalten: Man bindet das Smartphone in ein vorhandenes drahtgebundenes Ethernet-Netzwerk (LAN) ein. Hierzu gibt es Adapter, über die man das Smartphone an der Systembuchse (Lightning-Anschluss bei iPhones/iPads bzw. Micro-USB/USB-C bei anderen Typen) an das LAN anschließen kann, so wie man es vom PC oder Notebook gewohnt ist (Abb. 6). Neben der Strahlungsreduzierung auf null hat man hiermit die zusätzlichen Vorteile, dass das nutzbare Mobilfunk-Datenvolumen und der Akku extrem geschont werden. In dieser Betriebsart sollte natürlich der Flugmodus eingeschaltet sein – etliche Smartphones tun das tatsächlich automatisch von selbst: Das ist einmal wirklich nicht nur “smart”, sondern sogar “wise”.

Tipp für iPhones:
Die Abschaltung von WLAN und Bluetooth sollte man bei iPhones ab iOS 11 nur in den Systemeinstellungen vornehmen und nicht im Kontrollzentrum.
Näheres hierzu siehe Frage + Antwort: Smartphones?

Literatur und Quelle:
[1] – Ruoff, Dietrich: Emissionen von Smartphones; in: Tagungsband der 7. EMV-Tagung „Energieversorgung & Mobilfunk“ des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen VDB e.V. am 12.–13.04.2013 in München; Im Verlag des AnBUS e.V.; Fürth 2013; ISBN 978-3-9814025-3-7; S. 195-204

Literatur rund um gesundes Bauen und Wohnen: 
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  1. Vielen Dank für diesen informativen und hilfreichen Beitrag! Werde ihn weiterempfehlen. Als Elektrosensible werde ich gerne auf die Option Ethernet zurückgreifen.

  2. Achtung: das Iphone-X pulst stark mit ca. 2 Hz auch im Flugmodus, vielleicht auch schon frühere Modelle, gemessen mit HFE59B-UBB

  3. Ja danke viel mals! Das “Smartphone” per Ethernet, habe ich jetzt auch seit einigen Wochen und bin sehr zufrieden damit 😉 jetzt ist es auch mal schnell.

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