Estrichdämmschichten sind je nach Material mehr oder weniger gegenüber mikrobiellem Wachstum anfällig. Wesentlicher Faktor hierbei ist neben dem Nährstoffangebot der Zeitraum, über den Feuchtigkeit einwirken kann. Eine mangelhafte Trocknung kann maßgebliche Ursache für eine spätere aufwändige Sanierung sein.

Immer häufiger fragen sich Betroffene nach einem Wasserschaden, ob evtl. durch in den Bodenaufbau gelangte Feuchtigkeit eine Vernehmung des Bodenaufbaus verursacht wurde. Demgemäß nehmen die Begutachtungen in dieser Richtung zu, mikrobiologische Labore stellen sich auf steigende Nachfrage zur Prüfung dieser Fragestellung ein. Folge solcher Untersuchungen kann ein kostspieliger Rückbau des Bodenaufbaus sein.

Dabei stellt sich schnell die Frage nach dem Kostenträger für solche Maßnahmen. In der Regel ist hierbei primärer Ansprechpartner die Gebäudeversicherung, sofern ein entsprechender Vertrag vorhanden ist. Diese übernimmt i. d. R. Leitungswasser- und oft auch Überflutungsschäden und prüft, wen sie ggf. in Regress nehmen kann. Bei Leitungswasserschäden kommt hierfür je nach Alter der Installationen evtl. eine Sanitärfirma in Betracht. Darüber hinaus kann jedoch auch eine Trocknungsfirma, die nach dem Schadeneintritt hinzugezogen wurde, mit Regressansprüchen konfrontiert werden, wenn keine fachgerechte Trocknung installiert und möglicherweise das Schadenausmaß nicht ausreichend lokalisiert wurde.

Faktoren bei der Verkeimung von Estrichdämmschichten

Bei der Verkeimung von Estrichdämmschichten spielen v. a. das Nährstoffangebot und die Dauer der Feuchtigkeitseinwirkung eine Rolle. Bei einem Wasserschaden mit fäkalienbehaftetem Abwasser, das reich an Nährstoffen und Bakterien ist, ist ein Rückbau unabhängig von der Dauer der Einwirkung bereits aus geruchlichen Gründen fast zwangsläufig, wenn Flüssigkeiten tatsächlich in den Bodenaufbau gelangt sein sollten.

Auch durch Überschwemmungen mit Erdreich angereichertem Wasser ist sehr nährstoffreich. Eine fachgerechte Sanierung solcher Schäden ohne Rückbau ist kaum möglich. Anders sieht es bei Einwirkungen mit Frischwasser oder relativ sauberem Grauwasser aus. Hier werden kaum Nährstoffe in den Bodenaufbau eingetragen, so dass das bereits in der Estrichdämmschicht vorhandene Nährstoffangebot eine größere Rolle spielt. Naturfasern bieten im Gegensatz zu Mineralfaser- oder Hartschaumdämmungen ein gutes Angebot, sind also im Hinblick auf evtl. Feuchteschäden von Nachteil. Aber auch aus der Bauzeit auf dem Rohboden verbliebener Schmutz, z. B. Staub und Erde, können nährstoffreich sein. Ein Grund, auf Sauberkeit vor dem Estricheinbau zu achten.

Unabhängig vom Nährstoffangebot sind Naturfasern aufgrund ihrer hohen Dichte und guten Saugfähigkeit kaum zu trocknen, so dass auch hier ein Rückbau nach einem Wasserschaden vorprogrammiert sein könnte. Auch Mineralfasern sind saugfähig und gegenüber der meist vorzufindenden Polystyroldämmung deutlich im Nachteil. Nichts desto trotz ist Polystyrol aus baubiologischen Überlegungen nicht wirklich empfehlenswert.

Häufiges Szenario

Wenn wir nun den häufigen Fall eines Leitungswasserschadens in einem Gebäude mit einer Estrichdämmschicht aus dem meist vorzufindenden Polystyrol betrachten, der keine Nährstoffe in den Bodenaufbau einbringt und relativ gut zu trocknen ist, spielt als nächster Schritt die Geschwindigkeit und Effizienz einer technischen Trocknung eine wesentliche Rolle zur Vermeidung von mikrobiellem Wachstum.

Grundsätzlich sind immer in gewissem Umfang Nährstoffe für mikrobielles Wachstum, ebenso wie einige Keime vorhanden, ein Wachstum in größerem Umfang ist folglich bei ausreichender Feuchtigkeit letztlich eine Frage der Zeit. Folglich sollte eine wirksame Trocknung möglichst in den ersten Tagen nach Schadeneintritt begonnen werden. Ansonsten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es bereits vor Trocknungsabschluss zu einer starken Verkeimung kommt, die ggf. einen Bodenaustausch nach sich führen würde.

Bei zu langer Wartezeit zwischen Schadenereignis und Trocknungsbeginn sollte in Abhängigkeit vom Grad der Durchfeuchtung vorrangig an einen Bodenaustausch, als an eine Trocknung gedacht werden.

Planung der Trocknung

Vor Aufbau einer Trocknung sollte der Auftragnehmer bzw. ein eingeschalteter Gutachter den Umfang des Schadenbereiches prüfen und die Anzahl der Trocknungsgeräte und deren Aufstellung planen. Häufig wird nur im unmittelbaren und offensichtlichen Schadenbereich getrocknet und übersehen, dass Wasser je nach Flüssigkeitsmenge und Ebenheit des Rohbodens sich einen Weg zu weiter entfernten Stellen suchen kann, die erst später entdeckt werden und dann einer aufwändigen Sanierung bedürfen. Bereits durch Messung der Feuchtigkeit im Randfugenbereich mit ausreichend langen Einstechelektroden kann hier ein guter Überblick gewonnen werden. Für die zerstörungsfreie Feuchtemessung in der Bodenfläche steht ebenfalls Messtechnik zur Verfügung.

Im Zweifel sollten Spezialisten eingeschaltet werden, deren Kosten meist günstiger sind als ein späterer Rückbau von Bodenaufbauten. Letztlich sind rasterartig verteilte Prüföffnungen im Bodenaufbau, die nur wenige Millimeter groß sein müssen, die sicherste Methode, die Feuchteverteilung im Bodenaufbau festzustellen.

Überdruckverfahren

Nach sachverständiger Festlegung des Trocknungsbereichs sollte mit ebensolchem Sachverstand die Trocknung ausreichend effektiv aufgebaut werden. Hinweise zu einer richtigen Trocknung gibt es im WTA-Merkblatt 6-15 „Technische Trocknung durchfeuchteter Bauteile“. Bei einem Frischwasserschaden halten wir bei Aufbau wenige Tage nach Schadeneintritt eine Trocknung im Überdruckverfahren für die beste Methode, einen schnellen Trocknungserfolg sicher zu stellen. Ggf. ist vorher stehendes Wasser über eine ausreichende Anzahl von Löchern in der zu trocknenden Bodenfläche abzusaugen, was aufgrund Nachlaufens aus der Dämmung einige Zeit dauern kann. Anschließend kann vorgetrocknete Luft über die Löcher und daran angeschlossene Schläuche eingeblasen werden, die über die geöffneten Randfugen nach Aufnahme von Feuchtigkeit aus dem Bodenaufbau wieder austreten kann.

Die Luft wird über im Raum stehende Trocknungsgeräte getrocknet und wieder in den Boden eingeblasen. Bei den Trocknungsgeräten sind Adsorptionstrockner zu empfehlen, die wesentlichleistungsfähiger als die weit verbreiteten billigeren Kondenstrockner sind, Adsorptionstrockner können Luftfeuchten nahe 0 % r.F. erreichen, so dass diese Luft wesentlich mehr Feuchtigkeit auf ihrem Weg durch den Bodenaufbau aufnehmen kann.

Adsorptionstrockner
Adsorptionstrockner, Bild: Trotec

Kondenstrockner schaffen meist nur eine Trocknung auf 35 – 40 % r.F., was je nach Witterung auch in der Umgebungsluft der Fall sein kann. Darüber hinaus erwärmen Kondenstrockner die Raumluft je nach Anzahl der Geräte ganz erheblich, was die Wachstumsbedingungen im Bodenaufbau fördert. Zu beachten ist allerdings, dass je nach Ausstattung der zu trocknenden Räumlichkeiten durch zu trockene Luft ebenso wie zu hohe Temperaturen Schäden z. B. an Möbeln entstehen können. Ggf. sollten empfindliche Gegenstände entfernt werden. In jedem Fall sollte das Raumklima kontinuierlich überwacht und ggf. eingegriffen werden. Bei einer Trocknung mit Überdruck und Einbringung der durch Adsorptionstrockner vorgetrockneten Luft über Schläuche sind Schäden jedoch unwahrscheinlich, da die Luft auf der dem Raum zugewandten Seite feuchter ist. Vorteil des Überdruckverfahrens ist, dass ein Luftpolster im Bodenaufbau entsteht, so dass eine bessere Durchströmung des Bodenaufbaus und folglich auch eine effizientere Trocknung gewährleistet ist.

Unterdruckverfahren

Sollte der Verdacht auf eine bereits vorhandene Verkeimung im Bodenaufbau bestehen, bzw. die Trocknung nicht kurz nach Schadeneintritt aufgebaut worden sein, ist eine Trocknung im Überdruckverfahren nicht zu empfehlen, da evtl. vorhandene Keime aus dem Bodenaufbau mit der Trocknungsluft im Raum verteilt werden können, was zu aufwändigen Reinigungsmaßnahmen führen kann. In diesem Fall ist eine Trocknung im Unterdruckverfahren vorzuziehen, bei der die gleichartig vorgetrocknete Luft aus dem Raum über die Randfugen angesaugt und über die im Bodenaufbau befindlichen Löcher und Schläuche wieder abgesaugt wird. Die evtl. keimbelastete Luft wird entweder über Schläuche nach außen oder über Sporen zurück haltende Filter in den Raum zurück gegeben. Da der Bodenaufbau durch den Unterdruck nach unten gesaugt wird, ist dieses Trocknungsverfahren wesentlich langsamer und auch in Bezug auf die Luftverteilung innerhalb des zu trocknenden Bereichs unsicherer. Letztlich ist aber die Sicherheit, keine Verkeimung von nicht betroffenen Bereichen zu riskieren, wichtiger.

Kombination der Trocknungsverfahren

Immer häufiger findet man auch eine Kombination von Über- und Unterdruckverfahren. Dabei wird mittels leichtem Überdruck und Schlitzdüsen getrocknete Luft im Randfugenbereich eingeblasen und diese mit Unterdruck über die Bohrlöcher wieder abgesaugt. Hierbei ist eine korrekte Einstellung und regelmäßige Kontrolle der Volumenströme und ein ausreichendes Druckgefälle zwischen Einblasluft und Absaugung wesentlich, um nicht mit zu viel Überdruck evtl. Keime aus dem Randfugenbereich zu blasen.

Regelmäßige Kontrolle

In jedem Fall ist – wie bereits bzgl. Raumklima erwähnt, eine regelmäßige Kontrolle der Funktionalität des Trocknungsaufbaus wichtig. Neben Prüfung der Funktionsbereitschaft der Anlage – in der Praxis kommen Sicherungsausfälle, durch fachfremde Personen, versehentlich abgezogene Trocknungsschläuche u. ä. vor – ist eine Prüfung des Wassergehaltes der Abluft im Vergleich zur Zuluft wichtig, um ggf. zu erkennen, ob Veränderungen am Trocknungsaufbau angezeigt sind. Häufig wird der Trocknungsaufbau unverändert über Wochen belassen, obwohl die Abluft bereits fast so trocken wie die Zuluft ist. Dies kann entweder ein Zeichen für eine abgeschlossene Trocknung, ggf. aber auch ein Grund sein, die Anordnung von Bohrungen und Schläuchen zu ändern, weil die Trocknungsluft nur einen Teilbereich im Bodenaufbau erreicht hat: Dies sollte in jedem Fall vor Abbau der Trocknung geprüft werden.

Es sollte außerdem eingeplant werden, dass die Trocknung erst 1–2 Tage nach Abschaltung und nochmaliger Kontrolle der Feuchtewerte abgebaut werden sollte. Wie erläutert, bilden sich bei einer Trocknungsmaßnahme im Bodenaufbau Luftkanäle, die im Gegensatz zu weniger gut durchströmten Bereichen relativ schnell trocknen.

Messung Wassergehalt im Abluftstrom eines Trocknungsgerätes
Messung Wassergehalt im Abluftstrom eines Trocknungsgerätes

Nach Abschaltung der Trocknung kommt es häufig zu einer allmählichen Verteilung der Restfeuchte. Vor Abbau sollte folglich die Trocknung nach einer 1–2 tägigen Pause reaktiviert und der Feuchtegehalt der Abluft erneut kontrolliert werden. Ggf. ist dann die Trocknung zu verlängern bzw. umzubauen.

Wesentlich sicherer, als die Kontrolle des Wassergehaltes der Abluft, ist wie oben beschrieben, eine Kontrolle der Ausgleichsfeuchte durch rasterartig verteilte mehrere Bohrungen in dem zu trocknenden Bodenaufbau (nicht unmittelbar im Bereich der Trocknungslöcher) mittels Messsonden. Hier sollte die sog. Ausgleichsfeuchte (Wassergehalt der Luft im stationären Zustand) gemessen werden. Die Kontrollöffnungen sind selbstverständlich während Messung und Trocknungsprozess luftdicht zu verschließen. Mittels Datenloggern kann man an Stelle von Momentaufnahmen einen zeitlichen Verlauf des Trocknungsprozesses erhalten, was die Überwachungsqualität wesentlich verbessert. Hierfür stehen zwischenzeitlich auch Funksender mit Mobilfunkanschluss (z. B. SiMAP) zur Verfügung, was eine umfangreiche Fernwartung ermöglicht.

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