Für die Öko-Plus-Naturbaustoffhandlung entstanden ein Lager- und ein Geschäftsgebäude mit 388 m2 Nettogrundfläche. Durch die Trennung der Funktionen konnte der vorhandene Nussbaum erhalten und die Gebäude harmonisch in die Umgebung eingefügt werden.

Am neuen Standort wurden die hohen Ansprüche an eine umweltverträgliche und baubiologische Bauweise konsequent umgesetzt. Außenwände, Boden und Dach des in Holzständerbauweise errichteten Gebäudes sind als hochwärmegedämmte Konstruktionen mit Holzfaserdämmung ausgeführt. Die Fassaden ziert eine unbehandelte Lärchenholschalung. Die Innenbeplankung wurde zum Teil mit Lehmbauplatten erstellt.

Es wurde darauf geachtet, dass möglichst überall baubiologische Materialien eingesetzt werden. So wurde zum Beispiel bei der Fenstermontage zur Dämmung Hanf verwendet. Die Ladeneinrichtung wurde von einem ansässigen Schreiner aus heimischem Massivholz gefertigt, auch weil es für ein konsequent nachhaltiges Projekt wichtig ist, Handwerker aus der Region zu beauftragen. In diesem Fall hatten die Handwerker nicht mehr als maximal 20 km zu fahren.

Erreicht wurde das energetische Niveau eines „KfW-Effizienzhauses 55“. Genutzt werden weitgehend erneuerbare Energien. So wurde für die Wärmeerzeugung eine Erdwärmepumpe mit Tiefensonden 5 x 50 m ausgeführt. Auf dem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage mit einer Nennleistung von 6,24 kWp installiert. Die komplette Raumbeleuchtung ist mit energiesparendem LED-Licht ausgestattet.

(1) Geschäftsgebäude Südwestseite
(2) Lageplan: Im Süden (unten) das Lager, im Norden das Geschäftsgebäude
(3) Nussbaum zwischen Geschäftsgebäude (links) und Lagergebäude (rechts) – Blick von Westen
(4) Eingang Lagergebäude
(5) Lagergebäude innen
(6) Geschäftsgebäude Ostseite
Bilder: Wolfram Bally, Architekt, Obing

Interview mit Martin Gütter, dem Inhaber der Naturbaustoffhandlung:

Wie kam es 1997 zur Gründung Ihrer ersten Naturbaustoffhandlung in der Altstadt von Wasserburg?

Bei einem Dachgeschoss-Ausbau bekam ich gesundheitliche Probleme, so z. B. Reizungen der Augen und Atemwege. Damals begriff ich, dass viele Materialien nicht gesund sein können, nicht für diejenigen, welche diese Baustoffe verarbeiten und produzieren und auch nicht für diejenigen, die in daraus erstellten Gebäuden wohnen oder arbeiten müssen. Dies motivierte mich, nach Alternativen zu suchen und 1997 das Unternehmen „Gütter Naturbaustoffe“ zu gründen.

Die bisherige Naturbaustoffhandlung erschien mir funktionell und gestalterisch gelungen. Warum haben Sie nun trotzdem an einem anderen Standort neue Gebäude erstellen lassen?

Der bisherige Standort stieß an seine Kapazitätsgrenzen, insbesondere bezüglich Lagerhaltung. Zudem war er schwer zu finden. Laufkundschaft verirrte sich deshalb dorthin nur höchst selten. Zudem hat mich auch der Bau des neuen Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN inspiriert und ermutigt, noch einmal etwas zu wagen und zeitgemäße und baubiologisch konsequente Gebäude zu realisieren, nicht zuletzt, um meinen Kunden darin das gute Raumklima zeigen und spüren lassen zu können. Außerdem konnten wir aufgrund der größeren beheizbaren Flächen unser Angebot durch eine neue Abteilung für Massivholzbetten sowie Matratzen etc. erweitern.

Wie sind die ersten Reaktionen auf Ihre neuen Geschäftsgebäude?

Wir sind glücklich, dass wir bislang ausnahmslos ein positives Feedback erhalten haben. Die Stadtverwaltung und die Nachbarn freuen sich über die im Vergleich zu früher (alte Garagen) aufgewertete Umgebung und den Erhalt des Baumbestandes. Unsere bisherige Kundschaft freut sich über die angenehm temperierten Räumlichkeiten (Strahlungswärme) und das erweiterte Angebot. Und zudem entdecken uns nun neue Kunden, da unsere Gebäude an einer Ausfallstraße von Wasserburg liegen.

(7) Baustofflager in Betrieb
(8, 9, 10, 11) Naturbaustoffhandlung
(12) Bettenstudio im Obergeschoss
Bilder: Jonathan Cater, Wasserburg

Sie bieten nicht „nur“ Naturbaustoffe an, sondern auch Anleitung zum Selbstbau, Werkzeugverleih und Handwerksleistungen. Wie groß ist ihr Wirkungskreis?

In der Regel sind wir im Umkreis von rund 100 km tätig. Hin und wieder bekommen wir aber auch Aufträge von weiter weg. So führten wir zum Beispiel Fußböden aus in Hamburg, Sibirien und Südafrika. Handwerkerleistungen bieten wir zum Teil selbst an, zum Teil arbeiten wir aber auch mit regionalen Handwerkern eng zusammen.

Wie schaffen Sie es, dass Kunden bei Ihnen Baustoffe kaufen und nicht im möglicherweise preiswerteren konventionellen Baustoffhandel?

Hierzu braucht es ein Zusammenspiel mehrerer Komponenten: Attraktive Verkaufsräume, ein baubiologisch ausgebildetes, kompetentes und freundliches Team, Auswahl konsequent baubiologischer Baustoffe, ein faires Preis-Leistungsverhältnis, eine gute Vernetzung in der Region und nicht zuletzt das Angebot von Leistungen aus einer Hand, also nicht nur Verkauf, sondern auch Anleitung zum Selbsteinbau, Werkzeugverleih und Handwerkerleistungen.

Inwieweit ist für Sie die Nähe zum Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN) in Rosenheim ein Vorteil?

Zum Beispiel dadurch, dass sich Bauherren im IBN beraten lassen und dann vielleicht bei uns Baustoffe beziehen, aber auch dadurch, dass wir selbst im IBN nachfragen können, wenn wir mal nicht weiter wissen. Den Fachaustausch mit dem IBN sehen wir zudem als wichtige Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis.

Die Fragen stellte Winfried Schneider, IBN

Literaturtipp:

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