Kaum erscheinen die ersten Sonnenstrahlen, heißt es rausgehen, um Vitamin D zu tanken. Dabei ist es im eigentlichen Sinne gar kein Vitamin, sondern vielmehr ein Hormon. Im Gegensatz zu Vitaminen kann der Körper dieses selbst herstellen, wobei er jedoch Licht benötigt. Insbesondere der kurzwellige ultraviolette Bereich der elektromagnetischen Strahlung spielt eine zentrale Rolle bei der Produktion des essentiellen Hormons. Ca. 90 % werden über den Lichteintrag auf der Haut synthetisiert. Dabei erfüllt das Vitamin-D-Hormon zahlreiche wichtige Funktionen und dessen Mangel kann sich wie folgt negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken:

  • diverse Krankheitsbilder bezogen auf den Knochenbau
  • höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken
  • höheres Krebsrisiko.

Melatonin und Serotonin

Der Einfluss des Lichtes auf den Melatonin- und Serotonin-Hormonspiegel gehört zu den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die sog. intrinsisch photosensitiven retinalen Ganglienzellen besitzen das Sehpigment Melanopsin. Dieses reguliert insbesondere die Melatoninunterdrückung.

Im Laufe der millionen Jahre langen Evolution hat sich der menschliche Organismus auf den Rhythmus der Sonne eingestellt. Die blaulastige Mittagssonne bewirkt erhöhte Wachsamkeit und steigert die Leistungsfähigkeit. Hingegen signalisiert die abendliche Röte, dass es Zeit ist, schlafen zu gehen. Man findet ein Maximum der Serotoninkonzentration im Blut um die Mittagszeit. Hingegen sinkt zum Abend hin die Serotoninproduktion und dessen Gegenspieler Melatonin übernimmt die Oberhand. Der Mensch wird müde, der Organismus nimmt wahr, dass sich der Tag dem Ende neigt und ist bereit für die Schlafphase.

Künstliches Licht

Spätestens seit der Erfindung des künstlichen Lichts ist es möglich, den Tag auch nach dem Sonnenuntergang zu verlängern. Dadurch wird der natürliche Rhythmus mehr oder weniger gestört. In Abhängigkeit vom Licht und insbesondere von dessen farblicher Zusammensetzung werden die Photorezeptoren im Auge angeregt und informieren das Gehirn über die Alltagsbedingungen. Doch was passiert, wenn die künstlichen Lichtverhältnisse von den natürlichen abweichen? Was passiert, wenn der Organismus kurz vor dem Schlaf einem blaulastigen Licht ausgesetzt wird, welches unser Gehirn evolutionsbedingt nur aus der Mittagszeit kennt? Der gewohnte Schlaf-Wach-Rhythmus wird gestört und mit ihm einhergehend findet ein direkter Eingriff in das menschliche Hormonsystem statt. Hormonspiegel, welche die Aktivitäts- und vor allem die so wichtige Ruhephase des Menschen regulieren, werden irritiert. Dies kann sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken, von leichten Schlafstörung über depressive Verhaltensweisen bis hin zu einem erhöhtem Krebsrisiko.

Künstliche Beleuchtung birgt einen weiteren Risikofaktor für die menschliche Gesundheit: Bedingt durch den Wechselstrom aus der Steckdose und der Vorschaltelektronik erzeugt eine künstliche Lichtquelle ein Flimmern. Zwar ist der dabei entstehende stroboskopische Effekt aufgrund der Trägheit des Auges für den Menschen nicht sichtbar, kann aber dennoch Risiken mit sich bringen. Augenlider- und Kopfschmerzen, Konzentrationsbeschwerden oder gar epileptische Anfälle können im Extremfall ausgelöst werden.

Lichtspektrum Morgens/Abends (1) und Mittags (2): Vergleich der Lichtspektren zu unterschiedlichen Zeiten

Chance oder Risiko?

Jede Art von Licht übt vielerlei Wirkungen auf den menschlichen Körper aus. Man sollte diese jedoch nicht nur als Risiko ansehen, sondern auch als Chance. So nutzt man in der Medizin seit vielen Jahren die Vorteile der Lichttherapie und nun setzt sich auch das Human Centric Lighting (HCL) Konzept durch. Lichtplanung, bei welcher der Mensch und seine Gesundheit im Fokus stehen. Das richtige Licht zur richtigen Zeit!

Hier finden Sie die komplette Bachelorarbeit mit dem Titel „Tages- und Kunstlicht im Kontext von Gesundheitsbauten – eine Literaturanalyse zur Wirkung von Licht auf die menschliche Gesundheit“: Bachelorarbeit


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Vertiefendes Wissen zum Thema Lichtflimmern und neue Messverfahren

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