Günther Wolff ist Gründer und Chef der Staudenschreiner Holzbau GmbH in Schwabmünchen. Der Schreinermeister, Zimmerermeister und Holzbautechniker baut schon lange ökologische Holzhäuser. Dabei war Wolff ein Keller aus Stahlbeton wegen der schlechten Energiebilanz von Beton schon immer ein Dorn im Auge. „Die kurzfristige Lösung war für uns, Häuser ohne Keller zu bauen und wenn, dann nur mit Streifenfundamenten zu arbeiten“, sagt er. Beim Haus seiner Tochter an einem Hanggrundstück konnte der erfahrene einem Holzkeller das erste Mal umsetzen. Er errichtete mit seinem Betrieb – der sich auf das ökologische Bauen spezialisiert hat und jährlich etwa acht Holzhäuser baut – ein Holzhaus mit einem Wohnkeller mit rund 85 Quadratmeter Grundfläche.

Die Wände sind 12 Zentimeter stark, da wo es keine Druckbelastung gibt, nur 10 Zentimeter. Wand- und Türöffnungen sind schon ausgefräst und auch Fräsungen für die Elektroinstallation sind möglich. „Die Vorfertigung solcher großen Holzelemente hat es uns erst möglich gemacht, an den Bau eines Kellers zu denken“, sagt Günther Wolff.

Montage

Zimmermann Uli Angele setzt im Abstand von 40 Zentimeter große Schrauben, um die Holzelemente vertikal fest miteinander zu verbinden. Dann werden die Seitenteile noch mit der Grundplatte verschraubt, die Schrauben versenkt, fertig. Innerhalb von vier Stunden stehen an diesem Tag die Seitenwände. Bis zum Abend werden auch die Deckenelemente auf dem Keller sitzen und die Baustelle kann regensicher gemacht werden. In den nächsten Tagen kommen dann noch die wichtigen Abdichtungsarbeiten. Unter dem Keller liegt großflächig eine EPDM-Abdichtungsbahn, ein Synthesekautschuk, also Gummi. Das Material wird gewöhnlich für Dachabdichtungen verwendet, aber auch für Schwimmteiche. Eine hohe Alterungsbeständigkeit und eine sehr hohe Reißfestigkeit zeichnen es aus. „Das ist quasi unzerstörbar“, sagt Wolff. „An den Hangseiten wird die Bahn im nächsten Schritt von außen mit einem Kontaktkleber an die Holzwände geklebt. Dann kommt eine druckfeste Perimeterdämmung für die erdberührten Bereiche und danach kann aufgeschüttet werden“, erklärt Wolff.

Vor- und Nachteile

Gibt es auch Nachteile für den Bau eines Holzkellers? Nicht für den „Holzwurm“ Günther Wolff, der findet, dass auch der Endkundenpreis von ca. 50.000 Euro für diesen 85 Quadratmeter großen Keller den Vergleich gegenüber einem Betonkeller nicht scheuen muss. Eine Einschränkung muss er allerdings machen. „Wir können nur dort einen Holzkeller bauen, wo wir nicht mit aufsteigendem Grundwasser rechnen müssen. Ein Holzhaus mit Holzkeller würde schon bei einem Meter erhöhtem Grundwasserstand – zum Beispiel in Überschwemmungsgebieten – Auftrieb bekommen und aufschwimmen.“ In allen anderen Fällen baut Günther Wolff aber auf Holz.

(1) Nach 4 Stunden stehen die Seitenwände
(2) Nach dem Verschrauben der Wandelemente wird die schwarze Synthesekautschukbahn an den Wänden hochgezogen
(3) Auch die Kellerdecke besteht aus Holzelementen

Interview mit Günther Wolff

Herr Wolf, wie kommt man auf die Idee, einen Keller aus Holz zu bauen?
Wegen der relativ schlechten Energiebilanz von Beton bzw. Stahlbeton verwende ich ihn seit 20 Jahren überwiegend nur für die Herstellung von Streifenfundamenten und baue vorzugsweise Häuser ohne Keller. Letztlich hat mich die Entwicklung von Holzelementen, wie z. B. Brettsperrholz, auf die Idee gebracht. Hier haben wir die Möglichkeit, großflächige Bauteile in jeder Dimension herzustellen.

Zur Abdichtung verwendeten Sie eine auf den Baukörper vorgefertigte Plane. Wo waren die Knackpunkte bei der Montage?
Im Vorfeld wurde die Verwendung der EPDM-Plane vom Hersteller geprüft und freigegeben. Um mechanische Beschädigungen der Plane zu verhindern, wurden alle Kanten der Elemente mit gerundeten Abschlussleisten versehen. Das Zubehörprogramm ermöglicht die fachgerechte Ausführung von Ecken, Durchdringungen und Anschlüssen. Die Bahnen wurden seitlich hochgezogen und mit Sprühkleber befestigt. Das nächste Mal machen wir es allerdings mit dem Handgerät zum Induktionsschweißen. Da werden die Teller auf der vertikalen Fläche befestigt, per Induktion wird dann die EPDM-Bahn auf der Fläche verklebt.

Die EPDM-Bahn hat auf dem Dach eine Lebensdauer vonüber 40 Jahren. Im Bodenbereich womöglich sogar länger. Können Sie Ihren Kunden eine Dichtheitsgarantie geben?
Eine zusätzliche Garantie über die gesetzliche Gewährleistung hinaus kann ich von meiner Erfahrung heraus gewähren. Auch ein Fahrradschlauch ist unter Belastung über Jahrzehnte funktionsfähig.

Wie sehen die Vorbereitungsarbeiten aus?
Bei unserem Heizkonzept benötigen wir unter dem Keller ein 30 bis 40 cm dickes, setzungssicheres Sandbett. In dem Sandbett liegen Sole-Leitungen zur Erdreichaktivierung und für die Interview mit Günther Wolff Energieentnahme mit der Wärmepumpe. Der Sand wird verdichtet, plan abgezogen und mit der druckfesten Dämmung abgedeckt. Umlaufend um die Dämmebene wurde noch hangseitig eine Drainage eingebaut.

Gibt es auch Bauvorhaben, wo man den Keller nicht mit Holz bauen kann?
Ich würde keinen Holzkeller planen, wenn ich mir nicht sicherbin, dass der Keller durch hohen Grundwasserstand aufschwimmen könnte.

Wie wird der Keller vor Feuchtigkeit geschützt?
Feuchtigkeit darf die Bauteile nicht schädigen, eine Lüftungsanlage ist aus meiner Sicht grundsätzlich notwendig. Ideal ist natürlich eine Hanglage, so wie in unserem Fall, wenn der Keller von außen teilweise frei ist. Direkt nach der Perimeterdämmung der Außenwand folgt eine Kiesschüttung von einem halben Meter. Wenn Wasser kommen sollte, dann würde es um das Haus herumlaufen und in die Drainage eingeleitet werden. Der Steg ist leicht geneigt, damit das Wasser vom Haus abgeleitet wird. Damit sind schon mal 90 % der Niederschlagsmenge vom Haus weg.

Herr Wolff, ich danke Ihnen für das Gespräch!

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  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    mich würde bezüglich der EPDM-Plane folgendes interessieren:
    Wie verhält es sich bauphysikalisch auf die Dauer, wenn von außen die Wand nicht diffusionsoffen ist ?
    Meines Erachtens besteht die Gefahr, dass die Diffusions-Feuchtigkeit in der Ebene Holzelement / Sprühkleber / EPDM Plane ausfällt und dort Schimmel und dergleichen entsteht. Vermutlich ist jedoch die Sauerstoffzufuhr unterbunden, sodass gewisse Fäulnisprozesse unterbunden werden. Was ich jetzt nicht weiß, ob der “Echte Hausschwamm” unter diesen anaeroben Bedingungen entstehen kann? Gibt es hierzu Erfahrungen ?
    Mit freundlichen Grüßen
    Stephan Meier

    • Sehr geehrter Herr Meier

      gerne beantworten wir Ihre Fragen zum Wandaufbau im Holzkeller sowie einer möglichen Diffusion von Feuchtigkeit.
      Für den Wandaufbau (wie sie ihn im Artikel vorfinden) wurden Wärmebrückenberechnungen vorgenommen sowie Messungen, um den Feuchtegehalt im Außenbereich sowie im Wandaufbau kontiniuierlich zu prüfen.
      Wie sie richtig beschreiben, findet eine Fäulnis (Verrottung) lediglich dann statt, wenn Sauerstoff, Wärme und Feuchtigkeit auf das verbaute Holz treffen.

      Wir können sagen, dass (bestätigt durch unsere Messungen) zu keinem Zeitpunkt eine kritische Feuchtigkeit im Holz stattfindet. Der “Hausschwamm” würde sich lediglich bilden, wenn wir eine Holzfeuchte von mindestens 25% hätten.
      Die Entwicklungen im Bau mit Holz schreiten natürlich stetig voran.
      Unsere Holzkeller werden aktuell durch die Hochschule Augsburg im Rahmen verschiedener Messungen analysiert. Im Jahr 2021 wurde ein Holzkeller (nach unserem Vorbild) in einem Mehrfamilienhaus in Thun (Schweiz) gebaut und von der Hochschule Bern begleitet.
      Kontaktieren Sie uns gerne, um weitere Informationen zu erhalten.

      Freundliche Grüße
      Fabian Prinz
      vom Staudenschreiner-Team

  2. Wir planen derzeit den Bau unseres Massivholzhauses in den Alpen. Ich finde, dass das Bauen mit Holz auch abgesehen von der Nachhaltigkeit vorteilhaft ist. Für mich ist die Verwendung von Holz beim Bau auch ein ästhetischer Zugewinn für das Haus. Wie Sie erwähnen, muss vor dem Bau des Kellers aus Holz das Grundwasser geprüft werden. Ich hoffe, dass wir gänzlich auf Beton verzichten können. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

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