ANTWORT

Bezüglich Fußbodenheizung und Holzfußböden herrscht seit vielen Jahren große Konfusion. Die Ursache dafür ist, dass es je nach Vorlauftemperatur bzw. Oberflächentemperatur der Fußbodenheizung und je nachdem, ob unverleimte oder verleimte Holzböden verwendet wird, unterschiedliche Antworten geben muss. Was in Gebäuden mit geringem Energiebedarf (z.B. entsprechend dem Gebäudeenergiegesetz GEG gebaut oder saniert) gut möglich ist, eignet sich in Gebäuden/Räumen mit hohem Energiebedarf oft nicht.

Räume mit relativ hohem Energiebedarf bzw. hohen Vorlauftemperaturen der Fußbodenheizung (i.d.R. ältere Gebäude): Früher betrieb man Fußbodenheizungen meist mit mit hohen Vorlauftemperaturen (z.B. 60 Grad) und erreichte Oberflächentemperaturen von teilweise 30 Grad und mehr. Baubiologen raten unter solchen Verhältnissen schon aus gesundheitlichen und raumklimatischen Gründen generell von Fußbodenheizungen ab (empfohlen werden max. 25 Grad Oberflächentemperatur an sehr kalten Wintertagen). Zudem sind Vollholzböden für solche Verhältnisse kaum geeignet; das Holz trocknet im Winter extrem aus, große Fugen und Rissen können die Folge sein, vor allem wenn es sich um unverleimtes Holz handelt. Zudem ist eine Fußbodenheizung unter einem Vollholzboden relativ träge, d.h. kann 2 oder 3 Stunden dauern, bis die Wärme der Fußbodenheizung die Oberfläche des Holzbodens erreicht und die Räume geheizt werden.

Räume mit relativ niedrigem Energiebedarf bzw. mit niedrigen Vorlauftemperaturen der Fußbodenheizung (i.d.R. neuere bzw. energetisch sanierte Gebäude): In solchen Gebäuden kann man eine Fußbodenheizung mit sehr geringen Vorlauftemperaturen betreiben (z.B. max. 30 Grad). Die Oberflächentemperatur z.B. auf Holzböden ist oft nur ein oder 2 Grad höher, als die Raumlufttemperatur; man spricht dann auch von „Fußbodentemperierung“ statt „Fußbodenheizung“. Das ist auch gesundheitlich und raumklimatisch in Ordnung. Unter diesen Bedingungen ist auch die oben beschriebene „Trägheit“ selten ein Problem, weil die Raumtemperaturen aufgrund des hohen Dämmstandards nicht so schnell absinken bzw. die gewünschte Raumtemperatur schneller erreicht wird. 

Nun konkret zu Ihrer Ausgangsfrage, ob man in einem Neubau auf einen vorhandenen Heizestrich schwimmend verlegtes Parkett oder Vollholzdielen verlegen kann? Da es sich bei Ihnen um ein Gebäude mit geringem Heizenergiebedarf handelt (KfW-Effizienzhaus 70 oder besser), ist dies unter Beachtung folgender Ratschläge/Hinweise durchaus möglich:

  1. Wir empfehlen aus gesundheitlichen und/oder ökologischen Gründen vorrangig unverleimte Holzböden, also kein Zweischicht- oder Dreischicht-Fertigparkett. Die etwas höhere Fugenbildung vor allem im Winter halten wir für tolerierbar. Vollholz „arbeitet“, dehnt sich also aus und zieht sich wieder zusammen, dies ist also ein ganz natürliches Qualitätsmerkmal.
  2. Soweit unverleimte Holzböden verwendet werden, sollte man bei schwimmender Verlegung kleine Holzquerschnitte (Breiten) verwenden, um Fugen- bzw. Rissbildung bestmöglich zu reduzieren.
  3. Die Parkett- bzw. Dielenteile sollten mit einem unterseitigen Klick- bzw. Bügelsystem zusammengehalten werden. Die dafür nötigen Bügel/Klickelemente aus Metall werden in unterseitig eingefräste Nuten eingeklickt und halten so die einzelnen Parkettteile bzw. Dielenbretter zusammen (es gibt unterschiedliche Systeme).
  4. Wichtig ist eine Trittschalldämmung zwischen Estrich und Holzboden. Damit die Fußbodenheizung bzw. -temperierung nicht zu träge wird, sollte dieses so dünn wie möglich sein (aber aus Trittschallschutzgründen so dick wie nötig!). Hierfür eignet sich z.B. Kork, Pappe oder Holzweichfaser.
  5. Damit die Fußbodenheizung nicht zu träge wird, soll der Holzboden nicht zu dick sein. Einige Hersteller bieten Parkettboden zur schwimmenden Verlegung ab 14 mm an, 21 mm sollte die Obergrenze sein. Auch die Trittschalldämmung sollte so dick wie nötig und so dünn wie möglich sein; häufig entscheidet man sich für 3-4 mm.
  6. Die Fußbodenheizung aus gesundheitlichen wie technischen Gründen (Fugen- bzw. Rissebildung) mit möglichst geringen Vorlauftemperaturen fahren. 
  7. Wie bei allen Handwerksleistungen, sind auch hier etliche Verarbeitungsrichtlinien u.a. der Hersteller zu beachten. So müssen z.B. der Estrich und die Baustelle ausreichend trocken sein. Auch das Parkett bzw. die Dielen selbst müssen ausreichend trocken sein. In einigen Fällen ist der Einbau einer Dampfsperre oder -bremse empfehlenswert.  Fragen Sie hierzu den Hersteller (Verlegeanleitung, technisches Merkblatt) und/oder Ihren Handwerker!

Falls ein Holzboden nicht schwimmend verlegt, sondern verklebt wird, sollte ein möglichst emissionsarmer Kleber verwendet werden, der z.B. die Emissionsklasse Emicode EC1 Plus erfüllt. Bei verklebten Holzfußböden ist die Fußbodenheizung etwas weniger träge, da dann auf eine auch wärmedämmende Trittschalldämmung verzichtet werden kann und der Holzboden mit dem warmen Estrich fest verbunden ist, die Wärmeleitung also nicht unterbrochen ist.

Nicht fehlen sollte hier der Hinweis, dass sich Holzböden auch ungeheizt „wärmer“ anfühlen, als z.B. Fliesenböden.

Diese Frage beantwortete Ihnen das IBN und Daniel Stumpf, Baubiologische Beratungsstelle IBN

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Ihre Meinung ist uns wichtig

  1. Eine spannende Diskussion zum Thema Holzböden und Fußbodenheizung. Wir stellen schallentkoppelte Bodenheizungen im Trockenbau für Massivholzdielen und Parkett her. Wenn wir können, beraten wir zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen. In der Regel sind wir aber nicht Diejenigen, die entscheiden. Die Kunden haben eine klare Vorstellung, ob Diele oder Parkett. Wir haben dann oft noch die Aufgabe, darauf hinzuweisen, dass je nachdem, wie hoch der Wärmebedarf ist, die Bodenheizung als alleinige Wärmeabgabe nicht ausreicht.

  2. Wenn man sich die thermodynamischen Vorgänge bei der Wärmeübertragung ansieht, wäre die einzig sinnvolle Verlegeart die vollflächige Verklebung auf dem Heizestrich. Dies liegt an den Widerständen beim Wärmeübergang von festen Materialien zu Luftschichten und von den Luftschichten zu den festen Materialien. Desweiteren hat die Luftschicht selbst einen Wärmedurchlasswiderstand. Summiert man das alles auf, ergibt sich ein Wärmedurchlasswiderstand von 0,59 m²K/W für einen 20 mm dicken Fichtendielenboden auf Lagerhölzern. Demgegenüber stünde ein Wärmedurchlasswiderstand von 0,25 m²K/W bei vollflächiger Verklebung. Das bedeutet: der Widerstand ist bei nicht vollflächiger Verklebung um den Faktor 2,36 höher. Bedeutet deutlich höhere Vorlauftemperaturen, mehr Energieverlust im Heizungssystem.
    Und Trittschalldämmung bei Verlegung auf Lagerhölzern nur streifenweise. Flächig verlegt, ergäbe sich noch eine zusätzliche Dämmschicht, die die Wärmeübertragung zum Fußboden behindert, und dies deutllich stärker, als die Luftschicht.

    • Vielen Dank für Ihren Kommentar. Rein auf den Wärmedurchlasswiderstand bezogen haben Sie natürlich recht. Die Wärme der Fußbodenheizung geht aber nicht im gleichen Verhältnis verloren, sondern wird an die Böden bzw. Räume verzögert und/oder in Form von warmer Luft (über Fugen im Holzboden) oder bei Zwischendecken in die ein Stockwerk tiefer liegenden Räume abgegeben. Haupteffekt nicht verklebter Holzböden ist i.d.R., dass die Wärme (bzw. die Kälte bei Systemen, die auch kühlen können) weniger schnell ankommt, das System also träger reagiert.
      Verklebte Böden haben den Nachteil, dass sie sich abgesehen von möglichen toxischen und ökologischen Problemen der Kleber später in der Regel nicht zerstörungsfrei ausbauen und wiederverwenden lassen. Deshalb empfehlen wir auch verschraubte Holzböden. Letztendlich sollte die richtige Lösung – wie so oft bei Gebäuden – im Einzelfall entschieden werden. In Gebäuden mit geringem Energieverbrauch sind nicht verklebte Holzböden meist kein Problem. Dies zeigt sich auch in unserem Institutsgebäude in Passivhausbauweise; die Oberflächentemperatur ist nur etwa 1 Grad höher als die Raumluft, die Vorlauftemperatur liegt meist unter 25 Grad.
      Ihre Bedenken bzgl. Trittschalldämmung teilen wir nicht, da sich diese unter den Lagerhölzern und somit auch unter der Fußbodenheizung befindet, sich also keine zusätzliche Wärmedämmschicht ergibt.

  3. Um bei einer Fußboden-Temperierung möglichst geringe Vorlauftemperaturen zu erreichen, sollte unbedingt auf den Verlegeabstand geachtet werden. Je höher der Verlegeabstand, desto höher die Vorlauftemperatur und desto ungleichmäßiger die Oberflächentemperatur. Idealerweise sollte man ein parallel geführtes System (Tichelmann-System) verbauen. Damit können Vorlauftemperaturen zwischen 26 und 30 realisiert werden. Bezüglich der zusätzlichen Wand- und Decken-Temperierung kann ich Herrn Meurer nur beipflichten! Dies bringt nicht nur eine geringst mögliche Vorlauftemperatur, sonder zusätzlich noch ein wesentlich gesünderes und angenehmeres Raumklima!
    Ich selbst habe bereits etliche Systeme mit Vollholzdielen (bis 25mm) verbaut. Die angesprochene Trägheit ist aus meiner Sicht kein großer Nachteil, da eine Flächen-Temperierung nicht wie ein Heizkörper ständig an/aus bzw. hoch- und runter geregelt werden sollte.

  4. Danke für den Beitrag zu Fußbodenheizung und Holzboden. In dem Haus meiner Tante wird der Parkettboden saniert und sie überlegt, ob sie vielleicht eine Fußbodenheizung einbauen lässt bei der Gelegenheit. Aber eigentlich verzieht sich das Holz ja bei Wärme und Kälte, dachte ich immer. Gut zu wissen, dass es doch durchaus möglich ist, aber man drauf achten muss, dass der Holzboden nicht zu dick ist.

  5. Interessant, dass man Holzböden auch ohne Verleimung legen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es selbst schaffen werde diesen Boden mit den Holzquerschnitten zu verlegen. Vielleicht könnte ich auch noch überlegen meinen alten Parkettboden abzuschleifen.

  6. Wird eine Heizung ausgelegt, sollte immer die Berechnung des raumweisen Wärmebedarf die Grundlage für die Auslegung sein. Ist eine Fußbodenheizung gewünscht sollte die max. Oberflächentemperatur nur knapp über der Raumtemperatur liegen. Das kann auch im Neubau, z. B. bei großen Fenstern oder im Badezimmer weitere Heizflächen erfordern.

  7. Mir hat ihre Antwort zu Holzdielen auf einer Fußbodenheizung sehr geholfen. Ich liebe Holzböden aber dachte das sei nicht kombinierbar mit einer Fußbodenheizung. Dank ihnen weiß ich nun, dass es sehr wohl geht, wenn man sich in einem Neubau befindet oder in einem energetisch sanierten Altbau, vielen dank!

  8. Ich halte Vollholz und Fußbodenheizung für schlecht kombinierbar, weil:
    – Vollholz sollte geschraubt oder bei kleineren Räumen geklammert werden, am besten kombiniert mit einer Trittschallentkopplung
    – Für die Wärmeübertragung sollte der Aufbau des Bodens am besten monolithisch aufgebaut werden.
    Wir (WEM GmbH) bieten für die Einsatzbereich eine spezielles Bodensystem für eine Fußbodenheizung für Massivholzdielen an.
    Wichtig ist, bei Massivholzböden sollte die Oberflächentemperatur begrenzt werden.
    Im Altbau reicht dann der Wärmeeintrag manchmal nicht aus und die Bodenheizung ist z.B. durch eine Wand- oder Deckenheizung zu ergänzen.

  9. Es gibt einige Anbieter, die interessante Lösungen anbieten wie z.B. die Fa. Lithotherm. Dieses ökologische Fußbodenheiz-System besteht aus Trägerplatten (aus kompakten und wärmespeichernden Lavastein oder Ton), die mit Holzriegel verbunden im Raum trocken verlegt werden. Das Heizrohr wird in die oberseitigen Nuten der Trägerplatten eingeführt. Die Holzdielen werden dann quer auf die Holzriegel verschraubt. Dieses System funktioniert sehr gut bei geringen Vorlauftemperaturen. Wegen dem Heizrohr direkt unterhalb der Holzdielen reagiert die Fußbodenheizung relativ “flink”. Überschüssige Wärme wird in den schweren Trägerplatten gespeichert. Durch das hohe Flächengewicht wird zudem auch der Trittschall gut gedämmt.
    Nach unten hin werden die Trägerplatten mit Holzweichfaserplatten abgekoppelt (bzgl. Trittschall) und thermisch isoliert.
    Dieses System lässt sich in einem Zug rasch und trocken verbauen.

  10. Habe kuerzlich ein massivbuchen verlegt. ca. 18mm. der nicht mit klammern zusammengehalten wird sondern mit metallbuegel zusmengedrueckt. die buegel werden in der fuge zur wand auf spannung gesetzt, so das die losen bretter immer zusammengedrueckt werden und dadurch die fugen geschlossen bleiben.

  11. Auch die Oberflächenvergütung der Holzböden ist ein wichtiger Faktor beim Einsatz auf einer Fußbodenheizung. Geölte oder geölte und gewachste Böden sind wesentlich difussionsoffener als lackierte Oberflächen. Daher ist auch die Riss- und Fugenbildung geringer. Vor der Verlegung sollten alle Seiten des Bodenbelages, vor allem die Stirnseiten, mit einem Imprägnieröl eingestrichen werden. Dadurch wird ein gleichmäßiger Feuchte- und Wärmefluss gewährleistet. Der Mehraufwand zahlt sich immer aus!

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