Josef Pflügl ist Inhaber des gleichnamigen Sanitär-Installationsbetriebs in Gars und Obermeister der Innung für Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik in Traunstein. Er hat seit den 80er Jahren mehr als 2.500 Solaranlagen montiert und mittlerweile über 600 Wärmepumpen installiert und baut auch große Anlagen, wie die Hackschnitzelanlage des Landkreises in Gars für das Kloster mit Gymnasium.

Ortholf Freiherr von Crailsheim verfügt über ein energetisch nicht zu sanierendes Schloss mit ausgedehntem Waldbesitz rund um Amerang und ist Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wasserburg-Haag.

Energieexperte Hans Urban hat gerade ein Haus gebaut und betreibt eine Hackschnitzelheizung für sechs Anwesen und ist zudem ein gefragter Redner und Fachmann, wenn es um erneuerbare Energien geht.

Welche Heizung ist die richtige, wie geht man da heran?

Josef Pflügl: Wir schauen für welche Menschen das ist. Ein Wärmepumpen-Typ mag eher wenig Arbeit, der Holz-Typ schon eher. Wir empfehlen alles, was CO2-neutral ist. Im Neubau sind Öl und Gas verschwunden, spätestens 2026 ist mit neuen Öl-Heizungen Schluss. Wir fragen, welche Mittel – Geld, Platz und Holz – der Bauherr zur Verfügung hat.

Und im Altbau?

Josef Pflügl: Hybrid ist eine Lösung, etwa Kombinationen aus Gas und Wärmepumpe oder Holz mit Pellets. Wir müssen alle Ressourcen nutzen. Wer da sagt, dass Holz schädlich ist, verhindert die Energiewende. Wir merken das leider massiv, da wird Stimmung gemacht.

Ist denn Heizen mit Holz umweltfreundlich?

Josef Pflügl: Ja, zu 100 Prozent. Wir haben es da leider oft mit kompletter Fehlinformation zu tun. Alleine beim Feinstaub, der wird nämlich ausgefiltert. Wir kommen auf drei Milligramm und das schon ohne Filter, die gesetzliche Grenze liegt bei 20 Milligramm.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Größere Anlagen haben meist einen Feinstaubfilter, dann ist es noch weniger. Aus meiner Sicht ist die Holzwirtschaft die einzige nachhaltige Wirtschaftsform, die die Menschheit bis jetzt entwickelt hat. Wir verheizen, was der Großvater angebaut hat und pflanzen wieder neu an. Geschlossene Heizsysteme sind einwandfrei, aber man sollte diese in der aktuellen Debatte nicht mit einem offenen Kamin oder Kachelofen vergleichen.

Was sagen Sie zu der Aussage „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“?

Josef Pflügl: Mit solchen falschen Aussagen werden wir zunehmend konfrontiert, und wir fangen wieder an, deshalb Ölheizungen zu verkaufen, aber so richtig. Wir werden gezwungen, Wärmepumpen einzubauen, die oft komplett sinnlos sind. Der Energieträger Holz fällt hinten runter. Wo so etwas herkommt, weiß ich nicht, vielleicht auf Betreiben der Stromlobby. Fest steht, dass Holz sauber verbrennen kann, etwa habe ich bei Hackschnitzelanlagen zum Beispiel null Milligramm Feinstaub, das CO2 ist die Jahre zuvor schon gebunden worden.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Bleibt das Holz im Wald, setzt es auch CO2 frei. Die aktuelle Debatte ist völlig undifferenziert und kommt nur mit der plakativen Botschaft, dass unsere Wälder verheizt werden und verschwinden. Dabei wird der Waldbestand in Deutschland seit Jahren immer größer.

Was könnte mit diesen Aussagen im schlimmsten Fall passieren?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Wenn die Politik in der EU so fahrlässig ist, Holz aus der regenerativen Energie rauszunehmen, wird ein wesentlicher Baustein der Forstwirtschaft geschwächt. Würde die europäische Kommission noch ihre Biodiversitätsstrategie der EU (EUBDS) auf die Wälder umsetzen, werden Wälder, die älter als das „übliche“ Nutzungsalter sind, komplett von einer Bewirtschaftung ausgeschlossen. Hier würde die europäische Holzproduktion um 48 Prozent des bisherigen Volumens einbrechen. Deutschland wäre gezwungen, Holz aus Nicht-EU-Ländern überteuert zu importieren. Wer soll das alles noch bezahlen?

Was sind die Vorteile von Holz?

Josef Pflügl: Es ist regional, das Geld bleibt bei uns und geht nicht ins Ausland. Beim Garser Heizwerk liegt nichts weiter weg als zehn Kilometer.

Was sind die Nachteile?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Pellets unterliegen stärkeren Preisschwankungen, Hackschnitzel hingegen weniger. Die Technik gegenüber fossilen Energieträgern ist teurer, und bei Hackschnitzelanlagen betreuungsintensiver. Im Gegenzug heizt man mit regenerativen Energien und spart auch dabei. Sicherlich gibt es Fehlentwicklungen bei hohen Preisen, das könnte aber leicht mit Qualitätskontrollen geregelt werden. Doch generell Holz zu verteufeln, ist ökonomischer Wahnsinn. Wenn ich heize, produziere ich CO2, doch das wurde ja über Jahrzehnte zuvor durch den Waldbesitzer gebunden. Es ist eine unseriöse Fehlberichterstattung, wenn eine geschlossene Hackschnitzelheizung mit einem offenen Kaminfeuer verglichen wird. Wir leben in einer Zeit, in der jeder die Deutungshoheit über Informationen erlangen möchte.

Für wen sind Pellets und für wen Hackschnitzel?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Allgemein sind Pellets für kleinere Häuser geeignet, bei Hackschnitzeln brauche ich mehr Platz. So etwas ist ideal im Verbund mit Nachbarn. Man könnte mit der Waldbesitzervereinigung einen Liefervertrag vereinbaren, die sich dann darum kümmert.

Was spricht gegen eine neue Ölheizungsanlage?

Josef Pflügl: Es ist mittlerweile schwierig die Genehmigung zum Aufstellen der Öltanks zu bekommen, denn es gibt besondere Auflagen dafür. Und die Entwicklung der Technik ist vor zehn Jahren stehen geblieben, der Markt ist in Europa großteils tot.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Beim Neubau ist der größte CO2-Verursacher der Bau an sich. Wir haben uns angewöhnt, einfach alles abzureißen und neu zu bauen.

Wie ist es mit Wärmepumpen?

Josef Pflügl: Die sind manchmal nach 15 Jahren schon verschlissen, teilweise gibt es im Wasserkreislauf Probleme mit Legionellen. Bohren für die Erdwärme wird zunehmend schwierig, weil die Grundwasserschichten zu berücksichtigen sind. Abstandsflächen für Luftwärmepumpen sind einzuhalten, teilweise gibt es in den Versorgungsleitungen der Siedlungen zu wenig Strom für alle Wärmepumpen. Die Lieferzeiten für neue Wärmepumpen betragen zurzeit bis zu einem Jahr.

Und im Altbau?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Alte große Häuser oder Denkmäler sind energetisch schwer oder gar nicht zu sanieren. Etwa 70 Prozent aller Häuser in Deutschland haben damit ein Problem. Holz ist für große alte Gebäude ideal.

Wie könnte die Entwicklung der Energiewende idealerweise verlaufen?

Hans Urban: In der Stadt gelingt die Energiewende nur über Wärmepumpen, bei uns auf dem Land ist Holz eine Alternative. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, darf ab 2040 kein zusätzliches CO2 mehr entstehen.

Josef Pflügl: Wir brauchen einen Mix aus allem: Holz, Fotovoltaik und Wärmepumpe und in den Städten mit Fernwärme. Öfter wird Wasserstoff erwähnt, aber das ist als Energieträger noch zu weit weg. Das ist etwas für die nächste Generation, mehr als Versuchsanlagen gibt es nicht.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Bei neuen Häusern lohnt eine Holzheizanlage oft gar nicht, die benötigen sehr wenig Wärme. Eine Hackschnitzelanlage sollte meist mehrere Häuser oder Gebäude versorgen. Wir sollten vor allem einen guten Mix hinkriegen.

Wie könnten sich Preise entwickeln?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Hackschnitzel werden wahrscheinlich nie so in die Höhe gehen, das ist Restholz aus der Region. Lediglich die Verarbeitung könnte etwas teurer werden. Insgesamt ist das auch stabil geblieben. Pellets sind zum Teil an den Gaspreis gekoppelt, sie hängen auch von mehreren Lieferanten ab und die Holzindustrie spielt hier auch eine Rolle.

Josef Pflügl: Der Preis für Pellets wird sich mit Sicherheit wieder regulieren, die Industrie macht Druck, denn die verkaufen weniger Geräte.

Spielt Scheitholz eine Rolle?

Josef Pflügl: Das ist arbeitsintensiv, es ist zu trocknen, zu schlichten (Anm. der Red.: = stapeln), es verlangt einen höheren Aufwand. Trotzdem sind es gar nicht so wenige, die es nutzen.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Für Scheitholz sollte man ein landwirtschaftlicher Typ sein. Es gibt aber durchaus Kombinationen mit Pellets, um bei Abwesenheit automatisch heizen zu können.

Gibt es überhaupt genügend Holz?

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Es gibt viel, aber wir können nicht alles mit Holz heizen. Ich bin ein großer Verfechter von Hackschnitzel, denn das ist eine Art Müllverbrennung für den Waldbesitzer.

Josef Pflügl: Müllverbrennung ist ein harter Begriff.

Ortholf Freiherr von Crailsheim: Ja, schon, aber es handelt sich in aller Regel um Restholz, das früher im Wald liegen blieb, Pellets sind auch aus Restholz. Alle können nicht auf Pellets umsteigen, so viel Masse haben wir nicht. Dass dafür etwa Bauholz verwendet wird, darf nicht sein. Mit Zertifikaten könnten wir das leicht ausschließen. Wir haben aus dem Wald immer weniger entnommen als nachwächst. Aber Probleme bereitet uns der Klimawandel. Bestimmte Baumarten werden das in einigen Regionen nicht überleben. Bei uns am Alpenrand bleibt wahrscheinlich die Fichte, wir haben genug Niederschlag. Anders schaut es etwa in Franken aus. Der Wald ist auch so krank wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir müssen Baumarten finden, die uns erhalten bleiben. Wenn der Wald verschwinden sollte, liegt es nicht daran, weil wir so viel nutzen, sondern weil er mit den Temperaturen nicht mehr klar kommt. In Mecklenburg-Vorpommern fällt der Wald teilweise komplett aus, nicht mal die Kiefer bleibt, die fürchten dort in einigen Regionen eine Versteppung.

Hans Urban: Die Waldbauern brauchen Einnahmen, um sich darum zu kümmern. Ich habe selbst angepflanzt, so einen Wald hochzubringen, jedes Jahr zweimal durchgehen, das ist richtig Arbeit. Noch etwas deutlicher: Wenn wir das Holz nicht nutzen – und das gilt auch für das Restholz – dann fehlen den Waldbauern die Einnahmen und die Wälder werden nicht mehr gepflegt oder gar nicht mehr angebaut.

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  1. Vielen Dank für die vielen hilfreichen Informationen und das tolle Interview. Ich bin selbst ein großer Freund von lokaler Holznutzung, habe einen Kaminofen und nutze das Brennholz der Gemeinde.
    Das Problem entsteht, wenn Holz in großem Stil verbrannt werden soll. Kein Mensch kann dann noch nachvollziehen, wo das ganze Holz herkommt. Bei einer Bekannten fand ich Pelletsäcke, Produktionsort Nähe Ural. Abgeholzte Taiga. Am Ende interessiert viele halt nur der Preis. Siegel helfen nur, wenn sie verpflichtend sind.
    Wir importieren in D jetzt schon m.W. rund 50 % unserer Produktionsmenge an Holz. Ich würde als Baubiologe ganz genau hinschauen, wo ich eine Holzheizung empfehlen kann und wo nicht. In erster Linie sollte der wertvolle Stoff verbaut werden, finde ich.
    Bei großflächigen Abholzungen, wie wir sie derzeit überall sehen, gelangt mehr CO2 in die Luft, als im Holz gebunden ist. Ein Großteil entweicht aus dem nun offen liegenden Waldboden, dort ist mind. doppelt soviel CO2 gespeichert, als im Holz selbst.

    Schöne Grüße
    Frank Michels

  2. Sicher ist das Heizen mit Holz eine Alternative, aber nur in Ausnahmefällen. Laut Umweltbundesamt produzieren Holzöfen mehr Feinstaub als der Straßenverkehr. Mit dem Feinstaub werden ca. 50.000 Todesfälle in Verbindung gebracht. Auch wird der bei der Verbrennung entstehender Ruß als sehr klimaschädlich eingestuft. Da passen die Aussagen, dass Heizen mit Holz 100 Prozent umweltfreundlich ist, nicht wirklich. Natürlich wird auch CO2 freigesetzt, wenn das Holz im Wald verbleibt, aber kein Feinstaub und kein Ruß. Holz ist viel zu kostbar, um verbrannt zu werden. Die hier aufgeführten Argumente gegen Wärmepumpe sind, wenn die Anlagen richtig betrieben werden, nicht zutreffend. Für die Zukunft gibt es zur Solarthermie, Wärmepumpe und geothermischen Anlagen wenige Alternativen.

    • Hallo Herr Meurer,

      im Beitrag ist auch nicht davon die Rede, dass alle mit Holz heizen sollen. Selbstverständlich muss das Ziel sein, nur noch regenerative Energien auch zum Heizen zu verwenden, aber auf dem Weg dahin sind gut konzipierte Holzvergaser oder Pelletheizungen ein wichtiger Übergangsbaustein. Die Feinstaubsituation in Deutschland verbessert sich seit vielen Jahren kontinuierlich, was auf die verschärfte Umweltgesetzgebung im Kfz-, aber auch im Bereich der Biomasseheizungen zurückzuführen ist. Details dazu finden Sie u.a. auf https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1090854/umfrage/feinstaub-emissionen-in-deutschland/, von daher bin ich optimistischer als Sie 😉

      Gruß aus dem Allgäu von K. Müller

  3. Ich habe vor 8 Jahren eine Doppelhaushälfte in Massivholzbauweise erstellt. Als Heizung betreibe ich einen Holzvergaserofen mit Pufferspeicher. Ferner ist eine Solarheizung an den Pufferspeicher angeschlossen. Ich benötige im Jahr ca. 1,5 bis 2 Ster Scheitholz. Hiermit betreibe ich meine Lehmwandheizung und erwärme das Brauchwasser. Das Zusammenspiel Bauweise und Holzheizung mit Solaranlage ist ideal. Ich denke, so kann ich eine Scheitholzheizung sinnvoll nutzen und die Umweltschonen! Dieses System ist für einen Neubau ideal.
    Unser Kaminkehrer ist von den Messwerten jedes mal begeistert und hat unser Heizsystem schon weiter empfohlen.
    Viele Grüße aus Cadolzburg
    Helmut

  4. Vielen Dank für dieses tolle Interview. Auch wir heizen mit Holz (Stückholz). Wir haben einen Holzofen mit Wassertaschen und eine Solaranlage. Vor über 10 Jahren, als wir die Heizung erneuerten, wurde uns geraten, noch zusätzlich eine Gasheizung einzubauen. Seit 24.02.2022 betreiben wir komplett “Zero Gas” – und es funktioniert einwandfrei – v.a. natürlich durch die Kombi mit der Solaranlage.

    Viele Grüße
    Christine Ehm
    Baubiologische Beratungsstelle IBN
    Klettgau

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