Das von „Kühnlein Architektur“ entworfene eingeschossige Hofhaus hat einen H-förmigen Grundriss, der einen einladenden Zugangs- und einen intimen Terrassenhof ausbildet. Die der Außenwand folgende Begrenzung des privat gehaltenen Vorhofs verbindet die beiden archetypisch geformten Bautrakte zu einem monolithischen Ensemble und verdeutlicht durch die homogene Materialität zusätzlich die Einfachheit des Baus.

Auch die Verblendung der nach außen gerichteten Öffnungen mit Holzlamellen verstärkt den skulpturalen Eindruck und gibt der Fassade durch die changierende Optik einen poetisch schillernden Anblick. Die reduzierte Formensprache des Bauwerks nimmt den dörflichen und menschlichen Maßstab auf und transportiert ihn in zeitgemäße Architektur.

Im Inneren ist der Bau klar strukturiert und baubiologisch gut zoniert. Nach Südosten sind die Schlafräume, nach Südwesten die Küche und Wohnräume orientiert, zusätzlich öffnet sich der Grundriss mit dem verbindenden Eingangsbau im Rücken zum Innenhof und der Landschaft nach Südwesten. Vis-à-vis der Landschaft wird sich die unbehandelte Lärchenleistenschalung der Außenwand im Laufe der Zeit in versilbertem Zustand dem Naturbild der Umgebung anpassen, nur die geölten Lärchenholzfenster werden dann einen frischen Kontrast dazu bilden.

Im Innenausbau setzt der Entwurf auch auf die Einfachheit von wohngesunden Materialien. Hierzu der Architekt Michael Kühnlein jun.: „Wenn man einen so wunderbaren Baustoff hat, muss man ihn nicht verleugnen. Er darf durchaus sichtbar sein. Das entspricht der alten Holzbautradition, bei der man die Holzkonstruktion auch nicht versteckt hat.“

(1) Der Terrassenhof bietet Einsicht- und Windschutz
(2) Der archetypische Anspruch wird im Innenraum fortgesetzt. Durch die Sichtbarkeit der Satteldachform im Wohnraum entsteht ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum
(3) Die Lärchenleisten schützen vor Sonne wie vor neugierigen Einblicken und schaffen so eine fast meditativ anmutende Atmosphäre
(4) Auch im Bad dominieren Holzoberflächen und schaffen so eine visuell wie haptisch warme Atmosphäre

Massivholz, Kupfer & Co.

Das Gebäude ist in einer tragenden Massivholzbauweise gefertigt, die das reine Material in Sichtqualität und ohne weitere Oberflächenveredelung im Innenraum offen legen. Die massiven Holztafeln können am Ende ihres Lebenszyklus gut wiederverwertet werden. Zudem wurde die Inneneinrichtung diesem vorherrschenden Material angepasst, indem aus den Ausschnitten der Massivholzwände u. a. Tische gefertigt wurden. Damit erfolgte bereits die erste Wiederverwertung des Baumaterials. Ein statischer Vorteil der Massivholzbauweise ist die Nutzbarkeit als weitspannendes Faltwerk.

Mit diagonaler, sägerauer Verschalung ausgesteift, kann sich so der archetypische Anspruch auch im Innenraum weiter fortsetzen. Dadurch, dass die Satteldachform im Wohnraum widergespiegelt wird, entsteht ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum. Im Schlaftrakt erhalten die beiden Kinderzimmer, die über dem kleinen Bad und dem Hauswirtschaftsraum angeordnet sind, je eine firstsichtige Galerie. Ein anderes, neben Holz dominierendes Material der Innenarchitektur ist Kupfer, das in den Beleuchtungselementen, dem Schaltersystem mit offen in Kupferrohren verlegten Leitungen und Armaturen die formale Konsequenz des Entwurfs fortsetzt.

Klimagerechtes Bauen

Die schlicht gehaltenen Oberflächen und die Höhe verleihen dem an sich schmalen Flur dennoch Weite

Im Hinblick auf weitere genutzte Baustoffe fiel die Wahl der Architekten ebenfalls auf baubiologisch empfehlenswerte Materialien. Die Außenwände und die Dächer aus Massivholz sind mit Holzfaserdämmung wirksam gedämmt, sodass der sommerliche Hitzeschutz durch die Wärmespeicherfähigkeit des Dammmaterials gewährleistet ist. Auch die Raumtrennwände sind aus Massivholz ausgeführt.

Eine innenseitig vor den großzügigen Terrassenverglasungen angeordnete, helle Vorhanganlage unterstützt zudem die ausgeglichene Raumlufttemperatur, indem sie im Sommer die Sonneneinstrahlung reduziert, im Winter die Wärme im Hausinneren hält. Die Verglasung des Verbindungsbaus ist ebenso mit Lärchenleisten gegen übermäßigen Sonneneintrag geschützt.

Zusätzlich ist hier eine Dachbegrünung als Wärmepuffer ausgeführt. Die gute Wärmedämmung bewirkt, dass im Winter nur an wenigen Tagen neben dem Kaminofen die Erdwärmepumpe genutzt wird. Die Strahlungswärme der Fußboden, die mit massiven Eichendielen belegt sind, trägt neben den diffusionsoffenen Holzoberflächen zu einem guten Raumklima bei. Holz ist aufgrund seiner guten Speicherkapazität stets fußwarm.

Haustechnik

Haustechnisch wird bewusst auf wenig Technik gesetzt. So liefert eine Wärmepumpe Energie für Wärme und Heißwasser. In den Baderäumen werden, um diese wärmeintensiven Bereiche individuell und bedarfsabhängig regulieren zu können, Wandheizflächen hinter wasserabweisend beschichteten Holzfaserplatten eingesetzt. Strom wird von einer auf einem separaten Geräteschuppen installierten Photovoltaikanlage bezogen. Dort, also weit ab von Aufenthaltsbereichen, befindet sich auch der für die Photovoltaikanlagen erforderliche und elektromagnetische Felder erzeugende Wechselrichter.

Beleuchtet wird mit LED-Lampen mit warmweißer Lichtfarbe und flimmerreduziert, sowie mit auch heute noch erhältlichen Design-Glühlampen, die eine dem abendlichen Licht entsprechende Lichtfarbe und besonders gute Farbwiedergabe-eigenschaften haben. Die sehr gute Lichtqualität und die Stromversorgung mit Solarstrom machen die Nutzung der wenig energieeffizienten Glühlampen akzeptabel.

Bei der Elektroinstallation wird auf eine strahlungsarme Ausführung geachtet. Um elektromagnetische Felder zu minimieren, werden die Stromkabel sternförmig verlegt und die Leuchten einzeln angesteuert. Gelüftet wird mit manueller Fensterlüftung, also ebenfalls mit wenig technischem Aufwand. Zur Reduzierung des Wasserverbrauchs sammelt eine Regenwasserzisterne das Regenwasser für die Grünflächenbewässerung.

Baudaten

Planung, BauleitungKühnlein Architekten
Baujahr2014
Nutzfläche
210 m2
Baukostenca 500.000 € (KG300 + 400)
Aufbau Außenwände (von außen nach innen)
U-Wert 0,16 W/m2K,
Lächenleistenschalung senkrecht 40×40 mm,
Holzfaserdämmung 20–26 cm,
Massivholzplatte 10–12 cm, innen in Sichtqualität
Aufbau Dach (von außen nach innen)U-Wert 0,13 W/m2K,
Lächenleistenschalung senkrecht 40×40 mm,
Holzfaserdämmung 20–26 cm,
Massivholzplatte 14 cm, innen in Sichtqualität
Aufbau InnenwändeMassivholzplatte 10–12 cm, in Sichtqualität
Aufbau Böden (von unten nach oben)Glasschaumschotter 25 cm,
Betonplatte 20 cm,
Leichtestrich 10 cm, Heizestrich 7 cm,
Eichendielen 16 mm
Aufbau Zwischendecke (von unten nach oben)Galerie Massivholzplatte 10 –12 cm, in Sichtqualität
Fenster, TürenLärchenholzfenster geölt, Außentüren: Lärche, Innentüren: Fichte
EnergiestandardCa. KfW-Effizienzhaus 55 (nicht berechnet)
EnergieverbrauchJahresprimärenergiebedarf 43,36 kWh/m2a
Jahresheizwärmebedarf 47,61 kWh/m2a
Wassererzeuger und HeizmediumErdwärmepumpe und Holzofen im Wohnbereich
WärmeverteilungFußbodenheizung
PhotovoltaikAnlage auf Gartengebäude
RegenwassernutzungRegenwasserzisterne für Garten

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  1. Das vorgestellte Wohnhaus macht einem richtig Lust, selbst ein klimagerechtes Haus zu bauen. Gerade die Terrassenverglasung in Kombi mit der Vorhanganlage bzw. den Lärchenleisten klingt so, als ob wir das auch bei uns zu Hause umsetzen könnten. Ich hätte nie gedacht, dass die Lärchenleisten so viel Atmosphäre ausmachen können, aber genau wie sie sagen bekommt der Raum dadurch eine fast schon medidative Stimmung.

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