Martin Blöcher, ein Unternehmer aus Lemgo, kann sich vor Baustoffen kaum retten. Er recycelt alte Baumaterialien. Aus einem kaputten Steintrog wird ein schickes Gartenregal. Aus Holzbohlen und einem geteilten Mühlstein entsteht eine Bank. Martin Blöcher macht aus alt neu und sein Geschäft floriert. „Ich bekomme ständig neue Anfragen und Aufträge herein. Dabei habe ich schon eine 70-Stunden-Woche, mehr geht nicht.” Blöcher lebt und arbeitet auf einem Landschaftsschutzgebiet, auf dem Gelände der alten Ziegelei in Entrup. Nachhaltigkeit sei heute ein Trend. Für Martin Blöcher ist es schon seit Jahrzehnten eine Einstellungssache: „Was heute modern wird, das machen wir seit Ende der 80-er Jahre.”

(1) Der Unternehmer Martin Blöcher zeigt stolz auf seinen Vorrat hochwertiger alter Holzbalken
(2) Martin Blöcher beim Aussuchen von geeigneten Hölzern für einen Kunden

Alte Häuser erhalten neue Bestimmung

Zusammen mit 14 Mitarbeitern baut Blöcher alte Fachwerkhäuser und Ruinen zurück, recycelt die dabei entstandenen Baustoffe, arbeitet sie auf, entnagelt und bürstet das Holz und baut damit Neues oder beliefert Zimmerer oder große Möbelhäuser. „Einer meiner größten und bekanntesten Kunden ist die Firma Kramp aus Lemgo”, sagt Blöcher, eine Firma, die sich auf die Renovierung von Altbauten spezialisiert hat.

Gerade hat er mit dem Rückbau eines großen Hauses in Belle zu tun und beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau einiger Fachwerkhäuser. Auch stellt Martin Blöcher mit seinen geretteten Materialien Dinge an, die viele aus der Baubranche nicht auf dem Zettel haben: „Wir bauen aus alten Booten Airbnb-Unterkünfte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holtstein”, erzählt Blöcher von Ideenreichtum und dem, was mit alten Materialien alles möglich ist.

Nicht jeder darf Kunde werden

Nach vielen Jahren in seinem Metier, hat sich Martin Blöcher eine für ihn angenehme Position erarbeitet. Er verkaufe seine Baustoffe nicht an jeden, sondern suche sich seine Kunden und Auftraggeber aus. „Ich bin da konsequent und möchte, dass die Leute das, was sie mit uns bauen, auch wirklich leben”. Eine Haltung, die sich über die Jahre entwickelt habe und einer gewissen Arroganz der Bauindustrie geschuldet sei, wie er es formuliert.

„Ich bekomme heute viele Anrufe von Menschen, die sonst nirgendwo passende Baustoffe finden, aus der Not heraus im Internet suchen und dann auf meinen Namen stoßen.” Den Kundenstamm mit Menschen, die, genauso wie er selbst, mit Überzeugung hinter dem Bauen mit recycelten Materialien stehen, hat sich Martin Blöcher über Jahre aufgebaut – denn Menschen, die viel Wert auf gute, nachhaltige Baustoffe legen, habe es in Lippe schon immer gegeben, weiß Blöcher.

Literaturtipp:

Weitere Beiträge zu diesem Thema im baubiologie magazin:

Baustoffrecycling – verkaufen statt wegwerfen!


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  1. Hallo an die Wiederverwerter! Es ist einfach, einen Lebensweg zu gehen, der über das Holz und seine Möglichkeiten zu neuem Einsatz führt – toll! Wenn ich zurückschaue, so war dies auch die Philosophie, welche zur Gründung der ÖKO-BAU AG in Hallau/Schweiz um 1980 führte. Vor allem “alte Gebäude” auszubauen, modernere Innengestaltung – wie Duschen und Bäder – unter Verwendung bereits gebrauchter u. geputzter Dachziegel, sogar alte Fußbodenbretter wurden nach Begutachtung entnagelt, geputzt, evtl. mit Nut u. Feder gefräst, um sie wieder besser zu verlegen. Alle Möglichkeiten der Biberschwanzdeckung, zum Teil Durchstöbern der Wegwerfplätze und Halden waren fast alltäglich, sowie eine soziale Preisgestaltung.
    Auch die Baubiologie mit ihren Empfehlungen wurde berücksichtigt! Neue Impulse setzen im Bereich des baubiologischen Bauens! So können wir weitermachen statt wegzuwerfen – auch im Bauen ist das möglich! Alles Gute und weitermachen mit den “alten Baustoffen”!

  2. Sehr geehrter Herr Sonntag,
    vielen Dank für den interessanen Artikel!
    Ich finde das Thema sehr interessant und hochspannend. Dennoch wirft es für mich eine Frage auf.
    Wenn ich alte Baustoffe recycle und wieder in den Wirtschaftskreislauf einbringe, verstoße ich dann nicht gegen geltendes EU-Recht? Müsste ich diese Baustoffe nicht eigentlich mit einem CE-Kennzeichen versehen (ich setze voraus, dass das man das derzeit aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht realisieren kann).
    Ich freue mich über Ihre Antwort!
    Th. Dudek

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