Wie riecht’s bei Ihnen?

Verhalten, Nutzungsgewohnheiten und Materialien oder Produkte, mit denen Gebäude errichtet wurden oder Wohnungen ausgestattet sind, können Quellen für Schadstoffe und Gerüche sein. Um mehr über Gerüche, ihre Ursachen und Wirkungen herauszufinden, führte das Umweltbundesamt eine mehrmonatige Umfrage durch.

Knapp 300 betroffene Personen (≥ 59 % Frauen, ≥ 38 % Männer) antworteten auf die Fragen zu Gerüchen in Wohnungen, Büroräumen und öffentlichen Räumen. Den Teilnehmenden wurden neben Fragen zu Alter und Geschlecht, insgesamt elf Fragen gestellt. Die Befragten sollten u. a. die Art des Gebäudes, in dem es zu einer Geruchsbelastung kam, mögliche Quellen für Gerüche im Innenraum und ihre damit im Zusammenhang stehenden gesundheitlichen Beschwerden benennen. Sie wurden auch zum eigenen Lüftungsverhalten befragt und um die Bewertung der Hedonik (angenehm-unangenehm, Qualität) und der Geruchsintensität (sehr schwach-sehr stark) von Gerüchen gebeten.

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Abb. 1: Häufigkeit von Geruchsklagen – getrennt nach Gebäudeart | Quelle: Constance Noack/ UBA

Ursachen und Wirkung von Gerüchen

Die Auswertung der Umfrage ergab, dass sich 76 % (226) der Teilnehmenden durch Gerüche im Innenraum gestört fühlten. Besonders häufig wurde über Gerüche in Bürogebäuden (40 %) und Mehrfamilienhäusern (32,9 %) geklagt (Abbildung 1). Unabhängig von der Gebäudeart, fühlten sich etwa drei Viertel der knapp 300 Teilnehmenden von Gerüchen betroffen. So beurteilten sie mit überwiegender Mehrheit Gerüche als „sehr unangenehm“ oder „unangenehm“ bzw. „belästigend“. Die Qualität der Gerüche (Hedonik) spielte dabei ein wichtige Rolle: sie war für die Betroffenen viel entscheidender als die Intensität.

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Abb. 2: Gesundheitliche Beschwerden – Angaben von 108 Betroffenen | Quelle: Constance Noack/ UBA

Je häufiger ein Geruch wahrgenommen wurde, desto mehr gesundheitliche Beschwerden benannten die befragten Personen: Reizungen der Nase, des Rachens/des Halses, Augenreizungen. Bei andauernder Geruchsbelästigung traten Kopfschmerzen, Benommenheit und Müdigkeit auf (Abbildung 2).

Als drei wichtigste Quellen für Gerüche benannten Betroffene Bodenbeläge (38 %), Möbel (inklusive Polstermöbel) und Wandfarben/Wände zu je 20 %. In der Umfrage waren mögliche Quellen bereits vorgegeben, neben diesen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch weitere vermutliche Geruchsquellen benennen und beschreiben. Erwartungsgemäß deckten die genannten Geruchsquellen ein breites Spektrum ab. Zusätzlich zu den Bauprodukten wurden beispielsweise auch Reinigungs- und Waschmittel, Duftstoffe oder Kunststoffe (14 %) benannt.

“Neutral- oder wohlriechende Materialien verwenden”
– aus den 25 Leitlinien der Baubiologie

Die Umfrage hat nicht den Anspruch repräsentativ zu sein, aber die persönlichen Einschätzungen der Befragten sind eine wichtige Quelle für Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Die Umfrage verdeutlicht, dass das Thema der Belästigung durch Gerüche in Wohn- und Büroräumen an Bedeutung gewinnt und hier Handlungsbedarf besteht.

Die Einführung einer sensorischen Prüfung (Geruchsprüfung) in das „Beurteilungsschema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB)” kann hier einen Beitrag leisten und den Geruchsbelästigungen durch Emissionen aus Bau- und Einrichtungsprodukten vorbeugen.

Gerüche im Innenraum lassen sich einfach feststellen. Starkes Lüften kann vorübergehend helfen, zum Beispiel nach einer Sanierung. Allerdings lassen sich viele Gerüche nicht einfach weg lüften und viele Emissionen bemerkt die Nase nicht. Dabei ermöglichen geruchsarme Bauprodukte hygienische Bedingungen im Innenraum und tragen zum Energiesparen bei.

Gekürzte Wiedergabe der Erstveröffentlichung „Gerüche aus Bauprodukten“ des Umweltbundesamtes

Beurteilungsschema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB)

Gerüche und Baubiologie

Gerüche haben enorme Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Riecht es schlecht, so fühlen wir uns auch schlecht und umgekehrt. Sogar die spontane Sympathie zu Mitmenschen hängt erheblich von deren Geruch ab.

Schon geringste Konzentrationen von Luftschadstoffen können Krankheiten auslösen oder begünstigen, vor allem dann, wenn sie lange auf den Organismus einwirken. Dabei liegt die schädliche Konzentration oft unter der wahrnehmbaren Geruchsschwelle.

In der Baubiologie spielt deshalb die umfassende Begutachtung und Analytik der Innenraumschadstoffe eine wesentliche Rolle, wobei sie im Zusammenhang mit der Analytik von Elektrosmog ein bisher konkurrenzloses Konzept einer ganzheitlichen Umweltanalytik verwirklicht.

In Räumen mit unangenehmen Gerüchen kann eine wirksame Verbesserung durch folgende Maßnahmen erzielt werden:

  • Häufiges Lüften bzw. Einbau einer Lüftungsanlage
  • Einbau sorptionsfähiger natürlicher Baustoffe und Einrichtungsgegenstände z.B. aus Holz, Pflanzenfasern, Lehm oder Kalk
  • Verwendung schadstofffreier, diffusionsoffener und angenehme riechender Oberflächen- und Hauspflegemittel
  • Gezieltes und sparsames Einsetzen angenehmer Gerüche wie z.B. von Bienenwachskerzen, chemiefreien Duftölen und Blütenpotpourris, Blumen, Hölzer u.a. (soweit keine Allergien vorliegen)

Quelle: Fernlehrgang Baubiologie IBN

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  1. Reizungen im Winter sind nach meiner Erfahrung meist Folge von zu starkem Lüften als Reaktion auf den Geruch. Um zu starkes Auskühlen zu vermeiden, werden bei “Gestank” meist die Fenster im Winter nur gekippt – was die Raumluft stark austrocknet. Wenn dadurch unter 15%, teils sogar unter 10% relative Luftfeuchte resultieren, sind Reizungen der Bindehäute und anderer Schleimhäute programmiert.
    Ich rate immer zu einem abgestuften Verfahren: wenn möglich vorübergehende Nichtnutzung, Aufheizen und Lüften, dann häufiges Querlüften. Ergibt die Quellensuche verdächtige Substanzen (SH-Datenblätter) oder scheint sonst Gefahr im Verzug, sollte mögliche gesundheitsschädliche Substanzen messtechnisch erfasst werden. Auf jeden Fall sollte auch über Reizungen durch falsches Lüften aufgeklärt werden.

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