Nach Einschätzung des 1. Vorsitzenden Ulrich Bauer handelt es sich hier um kein richtungsweisendes Papier, sondern nur um eine Festschreibung des Status quo.
Mit dem im Entwurf vorliegenden Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) wird die Chance vergeben, die notwendigen Weichenstellungen hin zu einem CO2-neutralen Gebäudebestand zu stellen. Die Forderung vieler Experten, auch des Verband Baubiologie, wenigstens die Emission von CO2 bei der Gebäudeherstellung zu berücksichtigen, wurde übergangen.
Um die Herstellungsenergien bei der Errichtung von Gebäuden nachzuweisen, sind heute umfängliche Datenbanken vorhanden und eine Ökobilanz problemlos zu erstellen. Der Verband Baubiologie vertritt die Auffassung, dass es nicht sinnvoll ist, einfach nur die Dämmstoffstärken zu erhöhen, zumal das Energieeinsparpotenzial mit Vergrößerung der Dämmstärke überproportional abnimmt. Somit sind sehr hohe Dämmschichten nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch ökologisch betrachtet keineswegs sinnvoll!
Der bisherige Effizienzhaus-55-Standard ist völlig ausreichend, insbesondere vor dem Hintergrund, dass in die Gesamtenergiebilanz eines solchen Gebäudes über die gesamte Nutzungszeit der Energieaufwand für Heizung und Warmwasser mit höchstens 50% einfließt. Baubiologe Bauer erläutert hierzu: “Die Herstellungsenergien summieren sich auf 30% der Gesamtenergieaufwandes eines Gebäudes, bei einem Passivhaus sogar auf über 50%.“ Schon heute ist es jedoch möglich, Gebäude mit geringem Primärenergieaufwand herzustellen. Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, müsste vorwiegend eine Rohstoffwende eingeläutet werden. Das Gebäude-Energie-Gesetz greift diese Erkenntnis leider nicht auf – bezüglich Erreichen der Klimaschutzziele wieder einmal für viele Jahre eine verpasste Chance.
Bauer, der selber Architekt ökologisch gebauter Häuser ist, fordert: „Die Gesellschaft und vor allem die Bauwirtschaft muss wegkommen von den konventionellen Baustoffen, die häufig mit hohen Herstellungsenergien behaftet sind, hin zum höheren Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen.“
In einer Studie der Ruhruniversität Bochum wird beispielsweise nachgewiesen, dass in Deutschland eine erhebliche Substitution von konventionellen Baustoffen mit nachwachsenden Rohstoffen ohne Raubbau z.B. an unseren Wäldern möglich ist. „Dabei würde der Umstieg auf CO2-sparende oder sogar CO2-neutrale Bauweisen wahrscheinlich sogar für zusätzliche und hoch qualifizierte Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft sorgen“, erklärt Bauer.
„Der Verband Baubiologie fordert die politischen Akteure auf, das Gebäude-Energie-Gesetz dahingehend zu verändern, die Rahmenbedingungen für einen klimaneutralen Gebäudebestand stärker zu betonen und zu präzisieren, so dass eine Zukunft am Bau mit niedrigem CO2-Ausstoß möglich wird. Hierzu ist es notwendig, den Primärenergiebedarf nicht nur während der Nutzungszeit zu betrachten, sondern mindestens auch den der Herstellung und noch besser auch den der Entsorgung,“ so Bauer abschließend.
Seminare und Qualifizierung:
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Wortlaut Referentenentwurf zum Gebäude-Energie-Gesetz GEG:
kurzlink.de/wortlaut-geg
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Sehr geehrter Herr Bauer,
die Forderung nach der Berücksichtigung der Herstellungsphase unterstütze ich voll und ganz. Nur so lassen sich die Potentiale heben die durch die Auswahl klimafreundlicher Bauweisen und Baumaterialien ergeben. Und da das GEG ja gerade angetreten ist, um konkurrierende Gesetzgebung im Gebäudebereich zu beenden, muss dieses Thema auch genau hier adressiert werden.
Mit besten Grüßen Dr. Uli F Wischnath
Liebe Leserinnen und Leser,
nachdem mich einige Emails zu dem Artikel erreicht haben, möchte ich folgenden Punkt klarstellen.
Wir sind nicht der Auffassung, dass zu dicke Dämmstoffstärken sinnlos sind. Vielmehr sollte darauf abgestellt werden, dass Dämmstoffe mit einem geringen Primärenergieaufwand verwendet werden, am besten Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, um die Gesamtbilanz eines Gebäudes in der Herstellungs- Nutzungs- und Entsorgungsphase zu verbessern.
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